Der 16. Präsident der USA, Abraham Lincoln, gehört zu den beliebtesten Helden des amerikanischen Kinos. Nun hat sich Steven Spielberg der historischen Ikone angenommen und konzentriert sich in seinem Film auf die letzten vier Monate im Leben des Präsidenten (Daniel Day-Lewis), in denen dieser alles daran setzt, vor dem Ende des Bürgerkrieges die Abschaffung der Sklaverei in der US-Verfassung zu verankern.
Für die erforderliche Zweidrittelmehrheit im Repräsentantenhaus braucht er nicht nur die Unterstützung seiner republikanischen Partei, sondern auch noch einige Stimmen aus dem Oppositionslager. Zur Disposition steht ein idealistisches Vorhaben von historischer Tragweite – durch den Wettlauf mit dem herannahenden Frieden aber auch eine Grundsatzfrage der politischen Moral: Darf das Ende des Krieges für das hehre Anliegen hinausgezögert und weiteres Blut vergossen werden?
Außerdem liegen auf dem Weg zum Ziel die Mühen auf parlamentarischer Ebene. Wer Mehrheiten will, kann nicht nur mit Argumenten kämpfen, sondern muss die Parteidiplomatie beherrschen und Kompromisse aushandeln.
Darüber hinaus beauftragt Lincoln eine außerparlamentarische Spezialeinheit, die potenziell abtrünnige Demokraten besticht und unter Druck setzt. Vom edlen Idealismus über pragmatische Zwänge bis zu den kleinen schmutzigen Tricks des politischen Geschäfts spannt Spielberg das Spektrum des demokratischen Entscheidungsprozesses, den er zu einem äußerst spannenden historischen Politkrimi ausbaut.
Darin eingebettet wird ein differenziertes Porträt Lincolns, der aus seiner Ikonografie herausgelöst und als schillernde und sehr menschliche Figur gezeichnet wird. Und da leistet der wunderbare Daniel Day-Lewis hervorragende Arbeit. In der Körpersprache zurückgenommen und jegliche Tour-de-Force-Allüren vermeidend konzentriert er seine Ausdruckkraft auf das gesprochene Wort und spielt sich auf der Liste der Oscar-Anwärter ganz nach oben. /// Martin Schwickert
USA 2012 // R: Steven Spielberg
Start: 24.1.
Bewertung der redaktion
WEITEREMPFEHLEN