Was Sie schon immer über Alfred Hitchcock wissen wollten – in diesem Bio-Pic werden zwar nicht alle Geheimnisse des Thriller-Genies gelüftet, aber es gibt immerhin höchst unterhaltsame Einblicke ins Leben des verschrobenen Meisterregisseurs. Gleich zum Auftakt fläzt der beleibte Herr der „Vögel“ in seiner Badewanne, ein Gläschen Rotwein am Rand, die mit „AH“ bestickten Handtücher ordentlich auf der Ablage. Hitch frönt seiner Leidenschaft: Er jammert seine Ehefrau Alma voll, die das nicht nur geduldig erträgt, sondern sich als kreative Schlüsselfigur entpuppen wird. Anno 1958 sucht der Maestro verzweifelt nach einem neuen Projekt. „Diesen Film habe ich bereits gedreht, er heißt ‚Der unsichtbare Dritte’“, gibt er seiner Sekretärin grantig zurück, als die ihm vom Angebot erzählt, eine gewisse Romanreihe namens „James Bond“ für die Leinwand zu adaptieren. Dann aber landet der Roman „Psycho“ auf seinem Schreibtisch. Hitchcock ist begeistert und lässt sofort sämtliche Exemplare aufkaufen, „damit niemand das Ende kennt“. Die Medien und sein Studio reagieren auf den geplanten Horrorstoff aber ebenso skeptisch wie die Zensurbehörde. „Meine Morde fallen immer geschmackvoll und diskret aus“, beteuert der Regisseur. Bevor die berühmteste Duschszene aller Zeiten entsteht, sind etliche Hürden zu nehmen.
Statt unterwürfiger Denkmalpflege, wie sie bei Filmbiografien fast chronisch ist, malt dieses gelungene Debütwerk des britischen Regisseurs Sacha Gervasi kein geschöntes Heiligenbildchen, sondern bietet vergnügliche Innenansichten eines genialen Künstlers samt seiner Marotten sowie hinter die Kulissen der Hollywood-Traumfabrik. Anthony Hopkins gibt den Hitchcock mit grandioser Lässigkeit, mit Ex-„Queen“ Helen Mirren als Ehefrau Alma hat er eine nicht minder großartige Partnerin. Bei beiden erzielt eine kleine Geste, ein winziger Blick große Wirkung. Beim Versuch den übergewichtigen Gatten zu gesünderem Essen zu bewegen, bleibt Alma eher erfolglos, insgeheim jedoch zieht sie die Fäden. Nicht nur bei den wunderbar gezeichneten Figuren überzeugt das Drama, fast noch besser fallen die pointierten Dialoge aus. Für Hitchcock-Fans (und wer wäre das nicht?!) ist dieses Bio-Pic über das cineastische Schwergewicht Pflicht und Kür zugleich – die menschelnd amüsante Antwort auf Truffauts 50-stündiges Interview im Buch-Klassiker: „Wie haben Sie das gemacht, Mister Hitchcock?“ ///
Dieter Oßwald
Was Sie schon immer über Alfred Hitchcock wissen wollten – in diesem Bio-Pic werden zwar nicht alle Geheimnisse des Thriller-Genies gelüftet, aber es gibt immerhin höchst unterhaltsame Einblicke ins Leben des verschrobenen Meisterregisseurs.
Gleich zum Auftakt fläzt der beleibte Herr der „Vögel“ in seiner Badewanne, ein Gläschen Rotwein am Rand, die mit „AH“ bestickten Handtücher ordentlich auf der Ablage. Hitch frönt seiner Leidenschaft: Er jammert seine Ehefrau Alma voll, die das nicht nur geduldig erträgt, sondern sich als kreative Schlüsselfigur entpuppen wird. Anno 1958 sucht der Maestro verzweifelt nach einem neuen Projekt.
„Diesen Film habe ich bereits gedreht, er heißt ‚Der unsichtbare Dritte’“, gibt er seiner Sekretärin grantig zurück, als die ihm vom Angebot erzählt, eine gewisse Romanreihe namens „James Bond“ für die Leinwand zu adaptieren. Dann aber landet der Roman „Psycho“ auf seinem Schreibtisch. Hitchcock ist begeistert und lässt sofort sämtliche Exemplare aufkaufen, „damit niemand das Ende kennt“.
Die Medien und sein Studio reagieren auf den geplanten Horrorstoff aber ebenso skeptisch wie die Zensurbehörde. „Meine Morde fallen immer geschmackvoll und diskret aus“, beteuert der Regisseur. Bevor die berühmteste Duschszene aller Zeiten entsteht, sind etliche Hürden zu nehmen.
Statt unterwürfiger Denkmalpflege, wie sie bei Filmbiografien fast chronisch ist, malt dieses gelungene Debütwerk des britischen Regisseurs Sacha Gervasi kein geschöntes Heiligenbildchen, sondern bietet vergnügliche Innenansichten eines genialen Künstlers samt seiner Marotten sowie hinter die Kulissen der Hollywood-Traumfabrik.
Anthony Hopkins gibt den Hitchcock mit grandioser Lässigkeit, mit Ex-„Queen“ Helen Mirren als Ehefrau Alma hat er eine nicht minder großartige Partnerin. Bei beiden erzielt eine kleine Geste, ein winziger Blick große Wirkung. Beim Versuch den übergewichtigen Gatten zu gesünderem Essen zu bewegen, bleibt Alma eher erfolglos, insgeheim jedoch zieht sie die Fäden. Nicht nur bei den wunderbar gezeichneten Figuren überzeugt das Drama, fast noch besser fallen die pointierten Dialoge aus.
Für Hitchcock-Fans (und wer wäre das nicht?!) ist dieses Bio-Pic über das cineastische Schwergewicht Pflicht und Kür zugleich – die menschelnd amüsante Antwort auf Truffauts 50-stündiges Interview im Buch-Klassiker: „Wie haben Sie das gemacht, Mister Hitchcock?“ /// Dieter Oßwald
Sir Alfred Hitchcock
Vom 1899 geborenen Sohn eines Londoner Gemüsehändlers zu einem der wichtigsten Regisseure aller Zeiten war es ein weiter Weg. Erste Erfahrungen mit seinem späteren Lieblingsthema sammelte der Einzelgänger beim Besuch von Mordprozessen, außerdem schrieb er gruselige Kurzgeschichten. Filmluft schnupperte „Hitch“ dann mit 21 als Drehbuchlektor für eine britische Dependance der Paramount-Studios. Seine erste vollendete Regiearbeit wurde 1924 das Melodram „Irrgarten der Leidenschaft“; seine Berufung für das Spannungskino fand er 1926 mit „Der Mieter“. In England schuf er bis zu seinem Umzug nach Hollywood 21 weitere Filme.
In den USA glückten ihm dann vor allem in den 1950ern legendäre Werke wie „Vertigo“, „Das Fenster zum Hof“ oder „Psycho“, mit denen er seinen Namen multimedial als Marke etablierte. Viele seiner technischen, erzählerischen und stilistischen Tricks haben das Filmemachen nachhaltig beeinflusst.
Hitchcock wurde Anfang 1980 in den britischen Adelsstand erhoben, rund vier Monate später starb er an Nierenversagen. /// DO
USA 2012 // R: Sacha Gervasi
Start: 14.3.
Bewertung der redaktion
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