Mitte des 19. Jahrhunderts in den Nordstaaten der USA. Solomon Northup (eindringlich von Chiwetel Ejiofor verkörpert) ist ein angesehener, freier Mann mit afrikanischen Wurzeln. Eines Nachts wird er überwältigt und in die Sklaverei in die Südstaaten verkauft. Getrennt von Frau und Kindern muss er lernen, zu überleben und die Schikanen seiner weißen Herren, allen voran der grausame Plantagenbesitzer Edwin Epps (Michael Fassbender), über sich ergehen zu lassen.
Von dieser Facette der US-amerikanischen Sklavereigeschichte dürften viele Zuschauer bislang kaum etwas gewusst haben. Aber die Erlebnisse des Solomon Northup beruhen auf tatsächlichen Begebenheiten, die dieser nach zwölf Jahren der körperlichen und seelischen Ausbeutung niederschrieb und als Buch veröffentlichte.
Steve McQueen („Hunger“, „Shame“) nimmt sich dieses dunklen Kapitels einmal mehr mit der ihm eigenen Unerbittlichkeit an. Seine Helden müssen stets viele Qualen erleiden, was der Shootingstar unter den englischen Regisseuren auch meist sehr deutlich ins Bild setzt.
Grausame Szene
Besonders nachhaltig in Erinnerung bleibt diesmal etwa eine Szene, die auch den Zuschauer an die Grenzen der Belastbarkeit führt. Solomon soll wegen des Protests gegen seine Auspeitschung gehängt werden. Im letzten Moment kommt ihm ein Aufseher zu Hilfe, der den Sklaven jedoch nicht aus seiner misslichen Lage befreit. Minutenlang zappelt der Gefangene am Strick baumelnd, kann nur mit Zehenspitzen den Boden erreichen und sich damit am Leben halten. Im Hintergrund nehmen die anderen Sklaven ihre alltäglichen Verrichtungen wieder auf, unfähig, ihn aus seiner Todesgefahr zu erlösen. Die Kamera bleibt unerbittlich dabei, zwingt den Zuschauer zum Hinschauen und sich der Perfidie des Gezeigten bewusst zu werden.
Ähnlich geht Steve McQueen auch in anderen Szenen vor, in denen die Skrupellosigkeit und Menschenverachtung der weißen Unterdrücker mit erschaudern lassender Nüchternheit bebildert wird.
Trotz seiner leichten Überlänge von 135 Minuten und einem vergleichsweise langsamen Erzähltempo ist „12 Years a Slave“ nie langatmig, sondern saugt sein Publikum immer mehr in die Leidensgeschichte seines Protagonisten hinein, der uneingeschränkt als Sympathieträger fungiert und mit dessen bewegendem Schicksal man zunehmend mitfiebert. Eine Mahnung an eine Zeit, die nicht in Vergessenheit geraten darf und ein kraftvoller Film, der im neuen Jahr sicher mit einigen Preisen gewürdigt wird. /// Frank Brenner
„12 Years a Slave“
USA 2013 // R: Steve McQueen
Start: 16.1.
Bewertung der redaktion
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