Amyotrophe Lateralsklerose oder kurz ALS, eine seltene Erkrankung des motorischen Nerven-Systems, dürfte einer breiteren Öffentlichkeit in den letzten Monaten vor allem durch die „Ice Bucket Challenge“ ins Bewusstsein gerufen worden sein.
Auch der neue Film von Regisseur Christian Zübert dreht sich um ALS. Er gewinnt dem Thema dank des überzeugenden Drehbuchs der aus Eupen stammenden jungen Drehbuchautorin Ariane Schröder jedoch weit mehr ab, als es die gut gemeinte, mittlerweile aber buchstäblich verwässerte Social-Network-Aktion vermag.
Fahrradtour nach Belgien
Publikumsliebling Florian David Fitz („Da geht noch was!“) spielt Hannes, der seit geraumer Zeit unter ALS leidet. Da er seinen Vater durch dieselbe Krankheit grausam dahinsiechen sah, will Hannes seinem Leben mit Hilfe eines belgischen Arztes freiwillig ein Ende setzen.
Um bei diesem letzten Gang auf andere Gedanken zu kommen, organisiert er mit seiner Frau Kiki (Julia Koschitz) und seinen besten Freunden (u.a. Jürgen Vogel, Johannes Allmayer und Victoria Mayer) eine Fahrradtour von Frankfurt bis ans belgische Oostende, ohne seine Begleiter über seine wahre Situation und den eigentlichen Grund der Reise aufzuklären.
Natürlich dauert es trotzdem nicht lange, bis das gut gehütete Geheimnis gelüftet wird und die Freunde entscheiden müssen, ob sie die Tour trotzdem fortsetzen möchten.
Tragisch, spürbar, wundervoll
Christian Züberts Feingefühl im Umgang mit Schauspielern und schwierigen Themen wird auch in „Hin und weg“ schon in den ersten Minuten wieder spürbar.
Der Filmemacher, der sich mit „Lammbock“, „Der Schatz der weißen Falken“ oder „Dreiviertelmond“ in den unterschiedlichsten Genres bewährt hat, zaubert auch aus dieser tragischen Freundschaftsgeschichte eine unterhaltsame, zu Herzen gehende, unsentimentale und vielschichtige Reflexion über das Leben und den Tod, eingebettet in wundervolle Landschaftsaufnahmen.
Behutsam inszeniert
Die Clique setzt sich aus sehr unterschiedlichen Typen zusammen, die das Fahrrad-Roadmovie an sich schon interessant machen.
Am Ende wird in ethischer Hinsicht zwar eindeutig Position bezogen. Trotzdem ist das Drehbuch vielschichtig angelegt und regt das Publikum dazu an, sich über das Schicksal des Protagonisten eigene Gedanken zu machen. Bewegend gespielt und äußerst behutsam inszeniert, ragt „Hin und weg“ aus dem Gros deutscher Produktionen deutlich heraus.\ Frank Brenner
„Hin und weg“
D 2014 // R: Christian Zübert
Start: 23.10.
Bewertung der redaktion
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