Mit „The Guard – Ein Ire sieht schwarz“ inszenierte John Michael McDonagh vor drei Jahren einen pechschwarzen Mix aus Krimi, Buddy-movie und Tragikomödie, der mit dem ähnlich gelagerten Erfolgsdebüt eines jüngeren Bruders Martin, „Brügge sehen … und sterben?“, mühelos mithalten konnte.
Nachdem dessen „7 Psychos“ zuletzt etwas enttäuschte, legt nun auch McDonagh der Ältere wieder nach – mit noch heftigerer Kost! Der Brite lässt die Handlung zwar erneut in einem Kaff seines irischen Heimatlandes spielen und auch der gewohnt großartige Brendan Gleeson ist wieder dabei. Diesmal spielt der jedoch einen Priester namens Lavelle, der schon zu Beginn im Beichtstuhl eine grauenvolle Geschichte hören muss.
Als ob es dabei nicht schlimm genug wäre, dass der Mann auf der anderen Seite als Kind von einem inzwischen verstorbenen Geistlichen jahrelang missbraucht wurde. Nein, der Unbekannte will ihn in seine Leidensgeschichte miteinbeziehen: Um sich öffentlichkeitswirksam an der Kirche zu rächen, spricht er die Todesdrohung des (deutschen) Filmtitels aus.
Überraschend gefasst sucht der unbescholtene Gottesmann im Anschluss nur zögerlich Hilfe. Während der Sonntag immer näher rückt, lernt der Zuschauer die unsympathisch-skurrile Gemeinde kennen – und fast jeder Dorfbewohner könnte der angehende Mörder sein.
Das Thema Kindesmissbrauch lädt wahrlich nicht zum Schmunzeln ein. Und doch schafft McDonagh das schier Unglaubliche: Mit filmischem Geschick erzeugt er eine Stimmung, die zwar gelegentlich von absurder Komik durchbrochen wird, gerade dadurch aber umso bedrückender, verstörender und diskussionsanregender wirkt. Nicht jeder kann damit allerdings umgehen – Zuschauer, die eine schwarze Krimikomödie sehen wollen, sind hier falsch! \ Peter Hoch
„Am Sonntag bist du tot“
IR/GB 2013 // R: John Michael McDonagh
Start: 23.10.
Bewertung der redaktion
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