Von Lars Tunçay
Dass die Filme von Alexander Payne immer etwas Besonderes sind, erkennt man vor allem an der bedingungslosen Hingabe seiner Darsteller. Sei es Jack Nicholson als wirrer Rentner in „About Schmidt“, Paul Giamatti als trauriger Loser im Wein-Roadmovie “Sideways“ oder George Clooney in Hawaiihemd und Schlappen in „The Descendants“ – die größten Stars geben alles, um für den Ausnahmeregisseur zu glänzen.
Vier Jahre nach seinem letzten Geniestreich „Nebraska“, in dem er den damals 77-jährigen Bruce Dern quer durch die USA reisen ließ, ist es nun endlich Zeit für ein neues Werk Paynes und diesmal will er es richtig wissen. Er lässt seinen Hauptdarsteller Matt Damon nicht nur sein Haupthaar opfern, sondern schrumpft ihn auch noch auf Mäusegröße und schickt ihn auf einen aberwitzigen Trip, der sich zu nichts weniger als einer Reflexion über die menschliche Existenz entwickelt.
In einer ziemlich wahrscheinlichen Zukunft gehen die Ressourcen der Erde zur Neige. Der einzige Ausweg ist die Miniaturisierung. Immer mehr Menschen lassen sich verkleinern und leben in einer eigens für sie geschaffenen Kolonie fürstlich von ihren Ersparnissen – immerhin ist eine Villa in Puppengröße wesentlich preisgünstiger als ein Appartement in New York. Obwohl sie zunächst skeptisch sind, entscheiden sich schließlich auch Paul und Audrey Safranek (Matt Damon und Kristen Wiig) für die Schrumpfkur. Doch nicht alles verläuft so, wie Realist Paul es sich vorgestellt hat.
Einmal unter den Molekularstrahl gelegt, beginnt für die Zuschauer ein einfallsreiches Abenteuer, das immer unvorhersehbarere Kurven nimmt. Lässt man sich auf den absurd-komischen Ton des Films ein, wird man mit innovativem Erzählkino von der Güte eines Wes Anderson oder Charlie Kaufman belohnt – und mit den Auftritten zahlreicher bekannter Mimen.
In schönstem teutonischen Englisch haben Udo Kier und vor allem Christoph Waltz als reiche Buddies die meisten Lacher auf ihrer Seite, zumindest in der Originalfassung. Mit dem Eintritt der vietnamesischen Humanistin Ngoc Lan Tran (Hong Chau aus „Inherent Vice – Natürliche Mängel“) stimmt der Film dann aber wesentlich nachdenklichere Töne an. „Downsizing“, den Alexander Payne gemeinsam mit seinem langjährigen Partner Jim Taylor (Oscar für „Sideways“) schrieb, ist ein besonderer, zutiefst menschlicher Film und ein absolut einzigartiges Kino-Event. \
„Downsizing“
USA 2017 // R: Alexander Payne Start: 18.1. | 135 Minuten | FSK noch offen
Bewertung der redaktion
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