Von Martin Schwarz
Nur noch wenige Filme von Spike Lee, der ab 1986 dem afroamerikanischen Kino eine erfolgreiche Frischzellenkur verpasste, erreichen mittlerweile noch deutsche Leinwände. Doch der neueste Streich des streitbaren Regisseurs sorgte unlängst bei den Filmfestspielen in Cannes für Aufsehen: die wahre Geschichte eines schwarzen Polizisten, der sich und einen Kollegen in den Ku-Klux-Klan einschleust.
Ron Stallworth (Denzel Washingtons Sohn und Ex-Footballer John David Washington) wollte schon immer Polizist werden, und obwohl er in den frühen 1970er-Jahren zum ersten afroamerikanischen Officer der Polizei in Colorado Springs avanciert ist, möchte er doch deutlich mehr erreichen, als im Aktenarchiv zu versauern. Aus einer Laune heraus meldet er sich auf eine Anzeige telefonisch beim örtlichen Ableger des rassistischen Ku-Klux-Klans – und findet Gehör. Doch wie nun weiter vorgehen? Eines ist klar: Persönlich kann Ron den Kontakt zur „weißen Herrenrasse“ nicht aufnehmen, also wird beschlossen, seine Identität sozusagen aufzuspalten. Während Ron weiterhin telefonisch kommunizieren wird, schlüpft sein jüdischer Kollege Flip Zimmerman (Adam Driver) in Rons Identität und nimmt persönlichen Kontakt auf. Und wenn man die richtigen dumpfen Sprüche absondert, ist man schnell gern gesehener Gast beim KKK. Einzig eines der eifrigsten Mitglieder (Jasper Pääkkönen) ist skeptisch ob der wahren Gesinnung von Ron/Flip. Während der echte Ron Gefallen an der Bürgerrechtsaktivistin Patrice (Laura Harrier) findet, wagt sich Flip immer tiefer in den braunen Sumpf und hört von Anschlagsplänen des Klans. Und dann scheint es tatsächlich so, als könnten die beiden -Undercover-Cops Kontakt zum Klanführer David Duke (Topher Grace) aufnehmen.
Ganz viel befreiende Wut schwingt in Spike Lees spektakulärem Film mit, der auf einem 2014 veröffentlichten Buch des echten Ron Stallworth beruht. Vor allen Dingen jene Wut, die dadurch entstanden ist, dass sich seit der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten die rechten, rückwärts gerichteten Kräfte Amerikas immer lauter zu Wort melden. Lee setzt ihnen diesen kraftvollen, unterhaltsamen und überraschenderweise auch sehr komischen Film entgegen, feiert nebenbei die schwarze Community und schreckt am Ende auch nicht vor einem direkten -Angriff auf „The Donald“ zurück. Take this, white man! \
Bewertung der redaktion
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