1986 wird in der Abgeschiedenheit eines Weizenfeldes ein junges Mädchen vergewaltigt und ermordet.
Auf den Tag genau 23 Jahre später verschwindet an der gleichen Stelle abermals ein Mädchen. Da der Täter niemals gefasst wurde, hat er vermutlich erneut zugeschlagen …Viel zu selten wagen sich hierzulande Regisseure an Kriminalgeschichten für die große Leinwand. Krimis gehören auch in Deutschland zu den beliebtesten und erfolgreichsten Genres, doch seit einigen Jahrzehnten verbindet man mit ihnen eigentlich ausschließlich Fernsehkost. Vielleicht liegt es daran, dass man mit Spannungsstorys und deutschen Drehorten immer gleich eine Fernsehästhetik assoziiert; vielleicht ist das sogar unterschwellig der Grund dafür, warum so wenige Kinokrimis inszeniert werden. Hollywood hat damit bekanntlich weniger Probleme, und sogar die Schweden, zu deren Steckenpferden ebenfalls vor allem erfolgreiche Bildschirm-Knobelfälle gehören, haben mit der „Millennium“-Trilogie unlängst nicht nur formal großes Kino abgeliefert. Baran bo Odar ist nun das in Deutschland seltene Wagnis eingegangen und hat mit seinem Debütfilm einen handfesten Leinwandkrimi abgeliefert. Das erkennt man nicht zuletzt an den grandiosen Bildern, die ihre wahre Größe erst im Kino entfalten können. Auch Odars Inszenierung grenzt sich vom Fernseheinheitsbrei ab, hat Mut zur Langsamkeit, kann diverse Nebenstränge ausführlich beleuchten und weist eine nicht zu verachtende Spannungsdramaturgie auf. Auch die ausnahmslos hochkarätige Besetzung grenzt diesen Erstling von vergleichbaren TV-Produktionen ab. Ulrich Thomsen und Wotan Wilke Möhring spielen das Täterpaar in den 1980ern, das mit den Ereignissen der Vergangenheit genauso konfrontiert wird wie Katrin Saß, die die Mutter des ersten Opfers spielt, oder Polizist Burghart Klaußner, der damals den Fall leitete und nun pensioniert ist, aber natürlich trotzdem keine ruhige Kugel schieben kann. Sie alle unterstützen diesen sehenswerten Versuch, deutsche Krimis wieder leinwandtauglich zu machen. /// Frank Brenner
Bewertung der redaktion
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