Eindringlich
Irena (Xenia Rappoport) scheint wirklich dringend einen Job zu benötigen. So dringend, dass die Ukrainerin den Concierge eines Wohnhauses dazu bringt, sie als Putzhilfe einzustellen, indem sie ihm eine Gewinnbeteiligung anbietet. Einen weiten Weg zur Arbeit hat sie nicht, quartiert sie sich doch in einer verfallenen Wohnung direkt gegenüber der vor allem von Juwelieren bewohnten Räumlichkeiten ein. Besonders interessiert Irena sich für das Ehepaar Adacher und dessen Tochter Tea (Clara Dossena). Getrieben von einer offensichtlich qualvollen Vergangenheit, die sich dem Zuschauer in Flashbacks erschließt, verfolgt die junge Frau zielstrebig einen Plan, für dessen Umsetzung ihr jedes Mittel recht zu sein scheint.
Mit „Der Zauber von Malèna“ ließ Giuseppe Tornatore zuletzt vor sieben Jahren viele Männerherzen für Monica Bellucci als Dorfschönheit höher schlagen. In der Pause danach hat sich der italienische Kinomagier („Cinema Paradiso“) anscheinend viele alte Thriller angesehen. Denn der Einfluss von Hitchcock & Co. ist deutlich spürbar in diesem erlesen fotografierten, spannenden Drama, in dem es nicht zuletzt um Schuld und Sühne geht. Dabei versäumt Tornatore es glücklicherweise nicht, dem Film seinen eigenen Stempel aufzudrücken und kann zudem erneut mit einer herausragenden Hauptdarstellerin beeindrucken. Die Szenen, in denen Xenia Rappoport sich als Irena Zugang zu der fremden Familie verschafft, überzeugen dann auch mehr, als die gegen Ende übergeordnete und etwas vorhersehbare Thrillerhandlung, die vor allem mit einem zur Unkenntlichkeit geschminkten Michele Placido („Allein gegen die Mafia“) als menschliches Monster aufwarten kann.
Peter Hoch
Bewertung der redaktion
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