Von Peter Hoch
Bei einem Gastvortrag an einer Uni in Los Angeles verschlägt es der renommierten Sprachwissenschaftsprofessorin Dr. Alice Howland (Julianne Moore) buchstäblich die Sprache. Unruhe entsteht im Saal, bis ihr endlich das gesuchte Wort über die Lippen kommt.
Sie verbucht den Vorfall unter „kann ja mal passieren“ und trifft sich noch mit ihrer Tochter Lydia (Kristen Stewart), was wie so oft im Streit endet.
Sprach- und orientierungslos
Zurück bei ihrem Mann John (Alec Baldwin) in New York kommt es jedoch bald zu einem neuen Zwischenfall, als Alice beim Joggen auf ihrer gewohnten Strecke plötzlich jegliche Orientierung verliert.
Erst nach einigen beängstigenden Minuten fällt ihr der Heimweg wieder ein. Als sie daraufhin einen Arzt konsultiert, ist die Diagnose zwar nicht der befürchtete Gehirntumor, aber auch nicht weniger niederschmetternd.
Unvermeidlicher Weg
Denn bei der erst 50-Jährigen ist eine erbliche, sehr seltene Form von Alzheimer ausgebrochen, die auch schon bei jüngeren Menschen auftreten kann. Alice’ Familie unterstützt sie in den kommenden Monaten so gut der Einzelne es jeweils vermag.
Doch auch sie selbst trifft einige Vorbereitungen, um den unvermeidlichen Weg ins Vergessen, der ihr bevorsteht, in Würde bis zum Ende durchzustehen.
Wichtiges Thema
Weltweit leiden rund 36 Millionen Menschen an Alzheimer, viele weitere an anderen Demenzerkrankungen. Insbesondere in Ländern, in denen sich die Bevölkerungspyramide problematisch umdreht, sind sie ein zunehmend wichtiges Thema, das auch filmisch immer häufiger aufgegriffen wird.
Das Regieduo Wash Westmoreland und Richard Glatzer („The Fluffer“) ist auch im wahren Leben ein Paar – und dürfte durch Glatzers ALS-Erkrankung, die zwar nicht mit dem Kontrollverlust über den Geist, aber über den Körper einhergeht, einiges von dem, was ihre Protagonisten erleben, selbst gut nachempfinden können.
Großartige Leistung von Julianne Moore
Gemeinsam adaptierten sie den Roman der Neuro-Wissenschaftlerin Lisa Genova, der bei uns unter dem Titel „Mein Leben ohne Gestern“ erschien, einfühlsam und fast völlig frei von Kitsch.
Das größte Verdienst um „Still Alice“ liegt aber fraglos bei Julianne Moore. Wie sie ihre Figur in den verschiedenen Stationen des Verwelkens verkörpert ist ganz großes Schauspielkino.
Was der 54-Jährigen mit nach allen wichtigen Darstellerinnenpreisen auch noch das endlich verdiente Oscar-Gold eingebracht hat.\
Bewertung der redaktion
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