Wären da nicht seine Freunde Martin und Katja, die unerwartet in seine vier Wände einfallen und Nicks Alltag in eine einzige lässige Party verwandeln. Alkohol, Drogen und dem Diskorausch hält Nicks geordnetes Leben nicht stand, noch dazu spinnt das Paar Intrigen und schürt Geheimnistuerei. Geld scheint der Beweggrund zu sein, für den selbst derbe Sex-Spielchen kein Tabu bleiben. Und es gelten nur zwei Regeln.
Nr. 1: Wer zuerst die Wahrheit sagt, ist der Loser.
Nr. 2: Menschen, die am Abgrund stehen, bekommen einen Schubs.
Doch auch der naiv geglaubte Nick weiß seine Opponenten gegeneinander auszuspielen.
Bissig und mit junger Thematik präsentiert sich das Theater K mit einem Stück über drei junge Menschen, die an die Schranken ihrer eigenen Identität und Emotionen treiben und mit ?einem ganz bestimmten Leitsatz ?kokettieren: „Wer die Wahrheit sagt, hat verloren.“ 2004 verfasste Autor und Schauspieler Jan Neumann das scharfzüngige Stück und rechnete samt kritischem Humor mit einer ganzen Generation ab. Nämlich der Generation Spaß, der Generation Zeitvertreib, die zu viel Wert auf Schnelllebigkeit und zu wenig auf reale, dauerhafte Intimerlebnisse setzt. Wie einst schon bei Chuck Palahniuks Roman Fight Club wird aus einem generationsbedingtem Vakuum, das es zu füllen gilt, ein Spiel zur Bewältigung der alltäglichen Leere und des Überdrusses.
Nicht allein durch die vollkommen ineinandergreifende Besetzung erzeugt Mona Creutzers Inszenierung eine fesselnde Wirkung auf das Publikum, dem durch rasche Szenen und Dialoge die Schnelllebigkeit und der Übermut einer ganzen Generation vorgeführt wird. Auch Creutzers ausgeklügelte Regie, bei der sich makabre Komik und Authentizität sogar soweit hochrangeln, dass Nick alias Christian Cadenbach auf dem ungesicherten Fenstervordach der Bastei turnt, überzeugt. Anna Scholten als liederliche Katja, Matthiae und Cadenbach agieren realitätsnah und Manfred Leuchters Musikkomposition gibt das Gesamtbild aus Ekstase, Widerwille und blanker Übersättigung wieder. Und mitten im Gewusel schwimmen die Symbole von Neumanns sensibler Kritik: die Goldfische, die dem schlagfertigen Stinkstiefel Martin, herrlich zynisch und grob gespielt von Oliver Matthiae, viel zu lethargisch sind. „Schwimmen nur im Kreis und merken es nicht.“ /// sh
4., 7., 18., 20., 21., 22., 28. und 29.4.
„Goldfischen“
20 Uhr und 18 Uhr, Theater K
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