Parzival Pech (Ognjen Koldzic) hilft immer und gerne: Der unscheinbare, etwas einsame IT-Angestellte verleiht seine Küchengeräte an die Nachbarn, behebt technische Probleme, verschenkt selbstgemachtes Ananas-Chutney, rettet die entlaufene Katze aus dem Fahrradkeller und hat ein offenes Ohr für all die Alltagssorgen seiner Mitmenschen. Sehr zur Freude von Frau Zuber (Johanna Steinhauser) und dem Ehepaar Werner (als Doppelrolle köstlich gespielt von Thomas Hamm), die den Superhelden-Fan schamlos ausnutzen und mit ihrem süßen Singsang einlullen: „Herr Pech, Sie sind ein wahres Weltwunder!“, „Von der ganz schnellen Truppe!“, „Ja, und kriechen kann er auch noch!“
Da kommt Irma Pfeifer (Friederike Linke) ins Spiel. Das Jugendamt habe ihr die fünfjährige Tochter weggenommen, „weil ich nicht warm koche“, behauptet sie. Parzival Pech ist selbstverständlich sofort zur Stelle und bietet der Alleinerziehenden seine Hilfe an. Er startet eine Petition, aber Frau Zuber bekommt schon Brechreiz, wenn sie das Wort Petition nur hört, und Frau Werner hat schließlich vollstes Verständnis für das Amt: „Ja, aber warm kochen sollte man schon!“ Auch weitere Aktionen führen nicht zum Erfolg, im Gegenteil: Der Leiter des Jugendamts (Rainer Krause) fühlt sich von Pech hinters Licht geführt und beschimpft ihn als „emotionalen Einzelkämpfer“, der alles nur noch schlimmer mache, der gemeinsame Auftritt in einer Fernseh-Talkshow läuft dann völlig aus dem Ruder.
Parzival Pech ist ein tragischer Held, ähnlich wie sein Namensgeber aus dem Versepos von Wolfram von Eschenbach. Eine aufwändige Videoinstellation (Stephan Wiendahl) zeigt, wie gerne er „Superman“ wäre, das passende, blau-rote Kostüm hat er ja schließlich schon. Auch Irma wähnte er zwischenzeitlich als „Supergirl“ an seiner Seite?… Doch die Rechnung geht nicht auf – nicht in einer Gesellschaft, in der jeder seiner eigenen, subjektiven Wahrheit hinterherjagt. Das ist dann auch die Frage, die das Stück stellt: die Frage nach der Subjektivität des Gerechtigkeitsempfindens. Denn wer hat recht, wenn im Grunde alle etwas Gutes wollen?
„Supergutman“ ist in der Inszenierung von Matthias Fuhrmeister ein äußerst kurzweiliges Stück mit witzigen Wortgefechten und überzeichneten Figuren, eine Mischung aus Komödie, Sozialdrama und Farce. Oder, um es mit den Worten des Stücks zu sagen: einfach „gut, gut, gut – supersupergut“. Der immer wiederkehrende Sprechgesang, begleitet von kleinen Tanzeinlagen der Darsteller, bleibt einem jedenfalls tagelang im Ohr. \ an
3., 16. + 24.2.
„Supergutman“
20 Uhr, Mörgens, Theater Aachen
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