Es sollte ein entspannter Ausflug mit Ihrer Cousine und deren Mann in eine Jagdhütte in den Bergen werden. Doch nachdem die beiden von einem Ausflug nicht zurückkehren, beginnt für sie ein Alptraum, aus dem es kein Erwachen gibt. Eine unsichtbare Wand steht plötzlich zwischen ihr und dem Rest der Welt und soweit sie erkennen kann, scheint es, als habe sich dahinter eine große Katastrophe abgespielt.
Marlen Haushofers Roman „Die Wand“ ist ab sofort als Solostück in den Kammerspielen des Theater Aachen zu sehen. Vor vier Jahren übernahm für die vielbeachtete Verfilmung Martina Gedeck die Rolle der namenlosen Protagonistin. In Aachen wird sie von Katja Zinsmeister eindringlich und überzeugend gespielt und dass mit einer Nähe zum Publikum, wie man sie selten erlebt.
Regisseur Paul-Georg Dittrich nutzt die Kammerspiele für seine Inszenierung auf besondere Art und lässt das Publikum mit dem Geschehen auf der Bühne verschmelzen. Immer wieder öffnen sich neue Ebenen, werden Wände auf unterschiedliche Weise aufgebrochen und der Zuschauer in die beklemmende Atmosphäre hineingezogen. Wie dies genau aussieht, sollte an dieser Stelle nicht verraten werden, denn die „Effekte“ und Überraschungen die „Die Wand“ mit sich bringt, machen das Stück zu einem außergewöhnlichen Theater Erlebnis.
Dittrich setzt verschiedene Mittel ein, um den Erlebnisbericht der Protagonistin auf die Bühne zu bringen und auf unterschiedliche Erzählebenen zu heben. Musik, Videoprojektionen und Schattenspiele, lassen den Kampf ums Überleben und das langsame Verschmelzen der einsamen Frau mit der Natur lebendig werden. Katja Zinsmeister gibt dem Text mit ihrem teils performativen Spiel eine Lebendigkeit, die es leicht macht, die Erlebnisse durch die Augen der Protagonistin zu sehen, um sich dann wieder wie ein Geist zwischen ihren Zuschauern zu bewegen.
Ein überraschender und bewegender Abend, der auch dem Premierenpublikum sichtlich gefallen hat. \ js
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