Von Luca Mariaux
Erneut lädt das Meakusma-Kollektiv nach Eupen, wo Neugierigen im und um den lten Schlachthof ein Mix aus Musik, Kunst und ostbelgischem -Lebensgefühl geboten wird.
Auch wenn in den letzten Jahren immer mehr Veranstalter diesen Ansatz wählen, sind interdisziplinäre Festivals immer noch die Ausnahme. Dabei bieten diese nicht nur die Möglichkeit, durch die Verknüpfung verschiedener Künste etwas zu schaffen, was größer ist als die Summe seiner Teile: Der Schwerpunkt mag auf musikalischer Gestaltung liegen, aber das zusätzliche Angebot von Filmvorführungen, Workshops und Installationen schafft auch Freiräume, die für Ruhe und Entspanntheit sorgen – etwas, das zwischen Mainstage und Getränkewagen häufig verloren geht. Gerade auch die räumliche Entzerrung des Festivals trägt dazu bei, da zwischen zwei Auftritten manchmal ein kurzer Spaziergang durch das gemütliche ostbelgische Eupen liegt.
Auch wenn man sich im letzten Jahr – wie der Autor dieses Artikels – selbst ein eigenes Bild von dem in der Region einzigartigen Festival gemacht hat, fällt es schwer, das Programm musikalisch einzuordnen. Unter den rund 90 Künstlerinnen und Künstlern finden sich klassische Pianisten, DJs, Jazzensembles, Technoproduzentinnen und auch solche, die sich in keine dieser Schubladen stecken lassen. Das bunte Programm lädt mal zum Sitzen, Liegen, Augen schließen, mal zum Tanzen ein.
So verschieden die Acts auch sind, so trägt die Zusammenstellung doch die Handschrift der drei Veranstalter des Kollektivs, welches sich ebenfalls „Meakusma“ nennt. Nach -einigen Jahren, in denen der Name für interessante Brüsseler Parties stand, hat sich das junge Label in Eupen angesiedelt.
Trotz der umfangreichen Kenntnisse verschiedener Szenen und einem Gespür für heimelige Atmosphäre (heute: hygge) hat sich Meakusma auch in diesem Jahr wieder externe Unterstützung eingeholt, einzelne Stages werden kuratiert: Neben der Kölner reiheM, La Scie Dorée aus Hasselt und Ben UFO wird diese Ehre diesmal auch Lena Willikens zuteil. Die Abgängerin der Düsseldorfer Kunsthochschule legt regelmäßig im dortigen Salon des Amateurs auf und ist eine äußerst vielseitige Sammlerin und DJ, ihre audiovisuellen Liveshows mit Sarah Szczesny als Phantom Kino Ballett sind ein unbedingt empfehlenswertes Erlebnis. Ein weiteres Highlight ist das DJ-Set von Marc Hollander, Betreiber des belgischen Kultlabels Crammed Discs (Tuxedomoon etc.) und Multiinstrumentalist der Avant-Garde-Band Aksak Maboul.
Neben dem Kulturzentrum im Alten Schlachthof werden das IKOB, die Friedenskirche und in diesem Jahr zum ersten Mal die Galerie vorn und oben bespielt. Außerdem wird das Brüsseler Kollektiv Les Ateliers Claus aus 10.000 recycelten Plastikflaschen einen Sounddome, eine mit Architekten und Soundexperten entwickelte Kuppel für ca. 50 Leute, im Garten des Schlachthofes errichten – bei Septemberwetter sicherlich noch ganz gut auszuhalten.
Spannend für diejenigen, die nicht nur gerne hören, sondern auch machen (und Besitzer eines Aufnahmegerätes sind) ist der Programmpunkt mit Chris Watson: Das Gründungsmitglied von Cabaret Voltaire ist ein absoluter Profi was Sound- und Feldaufnahmen angeht. Im Rahmen des „Meakusma“ wird Watson mit Mike Harding (Touch) einen „Soundwalk“ durch das Hohe Venn machen.
Im dritten Jahr hat das „Meakusma-Festival“ die Chance, sich als feste Institution überregional zu manifestieren, die Berichterstattung und der besondere Flair der Stadt (eben nicht Berlin!) zogen schon im Vorjahr auch Fans aus entfernteren Ländern an. -Musikinteressierte, die offen für Neues sind, werden auf ihren Geschmack kommen. „Und das von 18 bis 80“, so die altersmäßige -Einschätzung der Veranstalter. \
7.-9.9.
„Meakusma-Festival“
diverse Orte, Eupen
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