Von Sebastian Dreher
Das legendäre und letzte öffentliche Beatles-Konzert am 30. Januar 1969 auf dem Dach der Londoner Apple-Studios läutete das Ende eines Bandphänomens ein, das innerhalb eines Jahrzehnts die Popgeschichte prägen sollte wie kein anderes davor und danach.
An den musikalischen Einfluss der vier Jungs aus Liverpool ragt bis heute kein Popstar heran – mit Ausnahme vielleicht von Elvis Presley. Wer bei Google „The Beatles“ eingibt, erhält 189.000.000 Treffer, kaum eine Covertruppe, die nicht „Can’t Buy Me Love“ oder „A Hard Days Night“ im Programm hat, die Zahl der weltweiten Fab Four-Tributebands kann nur erahnt werden.
„Wollen kein Theaterstück aufführen“
Als Ringo 2007 ein Konzert auf dem Dach eines Hauses am Aachener Markt spielten, war das alles andere als ein Abschiedsgig. Nicht lange vorher hatten sich Markus, Andy, Joonas, Marc und Thomas, die sich von diversen Bandprojekten wie Sundown, Soulbuzz, Senor Torpedo und Rakete Mutter her kannten, nach jahrelangem Ringen, endlosen Diskussionen am Tresen (und ohne dass auch nur einer von ihnen ein weiteres Bandprojekt suchte) dazu entschlossen, es mit der Musik der vier Liverpooler aufzunehmen.
„Wir sind alle verrückt nach den Beatles“, beschreibt Drummer Andy die damalige Intention. „Und wir stehen total auf den Vintage-Sound der 60er.“ Und vielleicht ist es das, was Ringo ausmacht: die Fokussierung auf den Beatles-Sound – nicht auf das Drumherum, diesen ganzen Pilzkopf-Zirkus. „Wir wollen kein Theaterstück aufführen, uns in keine Sgt.-Pepper-Verkleidung stecken“, stellt die Band klar.
Obwohl viele Veranstalter Wert auf das Äußere von Tributebands legten, haben sich die Fünf erst einige Jahre nach der Gründung ihre einheitlichen 60er Anzüge zugelegt – Rickenbacker-Gitarre, Vox-Verstärker und ein 1959er Drumset von Ludwig waren dagegen schon früh am Start.
Zu Gast auf heiligem Boden
Ein weiterer Punkt, durch den sich Ringo von anderen Beatles-Coverbands abhebt, ist die Songauswahl. Die Band konzentriert sich vor allem auf die Spätphase von Lennon und Co. Während frühe Klassiker wie „All My Loving“ und „She Loves You“ mit relativ wenig Equipment-Aufwand funktionieren, sind Songs wie „Come Together“ oder „While My Guitar“ nicht so easy.
„Die Beatles waren die ersten Musiker, die das Medium Aufnahmestudio experimentell benutzt haben“, begeistert sich Andy. Sein persönlicher Lieblingssong ist „Across The Universe“ des „Let It Be“ Albums. „Den haben wir bislang nur einmal live gespielt. Denn eigentlich sind eher diese Acht-Minuten-Kracher wie ‘I Want You’ oder ‘I Am The Walrus’ unsere Stärke.“
Ringos Ruf hat sich mittlerweile über die Stadt- und Landesgrenzen hinaus verbreitet. Nach vielen Konzerten und zahlreichen Festival-Auftritten im In- und Ausland waren sie im vergangenen August bei der internationalen „Beatle Week“ in Liverpool zu Gast – auf heiligem Boden sozusagen.
Doppelkonzert in Aachen
Vor allem die Konzerte im legendären Cavern Club (inklusive Autogramme schreiben) haben bei den Musikern bleibenden Eindruck hinterlassen. „Da waren wirklich nur Beatles-Verückte im Raum“, erinnert sich Andy. „Die haben alles mitgesungen, sogar die unbekannteren Songs und die ganzen ‘Uhs’ und ‘Ahs’ an den richtigen Stellen.“
Und im nächsten Jahr geht es international weiter: Da werden Ringo beim „Abbey Road On The River“-Festival in den USA zu Gast sein – eine Woche Gigs und Tourleben. Angekündigt werden sie dort als „The Ultimate Beatles-Export From Germany“.
Doch jetzt freuen sich die Jungs erst mal auf das Aachener Doppelkonzert. Das findet nämlich sinnigerweise im Keller des Common Sense statt. Warum? „Das Gewölbe sieht aus wie der Cavern Club in Liverpool.“ ///
Ringo
15.+16.11.
20 Uhr, Common Sense
ringo-music.de
Tickets gibt’s bei KlenkesTicket im Kapuziner Karree.
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