Und beschäftigt zusätzliche Garderobenkräfte und angespannte Wächter, die das Annäherungsbedürfnis an und die riskanten Fingerzeige auf die Bilder auf ein verträgliches Sicherheitsmaß beschränken müssen. Eine Hochachtungsatmo, die allein schon die Versicherungssummen erzwingen. Museumsverhalten muss immer wieder eingeübt werden. Farblich würdig, gemütvoll und gediegen kommt das zum Schutz der Bilder abgedunkelte Ambiente daher, eine Wandöffnung im Hauptraum des Ausstellungsparcours verschafft den Durchblick, wenn der 15minütige Einführungsfilm dies nicht schon erreicht hat. In dieses auf häusliche Dimensionen heruntergebrochene Flair musealer Schlossgalerieräume sind geschickt Beispiele der vielfältigen Werkphasen und Auftragsfelder von Hans von Aachen eingebracht, die Porträts, Mythologisches, gekonnt laviertes und mit erotischer Süffisanz spielendes Bildmaterial vergleichbar machen. Zunächst mag die flämisch-realistische Pinselruppigkeit irritieren und feinmalerische Brillianz fehlen, aber dann fällt die durchgehende Perfektion eines seidigen Oberflächenlichts auf, das der Maler für die Körperhaftigkeit seiner Figuren mehr erzeugt als nutzt, die zudem durch eine manieriert-sinnliche Gebärdensprache mit überaus grazilierenden Fingerhaltungen und Leiberarrangements gekennzeichnet ist. Werthaltigkeitsaura und genießerische Leibhaftigkeit, die sich aus ausgiebiger Nacktkörperbetrachtungsmöglichkeit mit hofgesellschaftlicher Öffnung für sinnliches Behagen ergibt, das durchaus feinsinniger erscheint, als vermutbare Alibiszenarien für ein plumpes barockes Pinup oder Allegoriebunnys. Hingucken lohnt sich, auch wenn´s züchtiger wird.
dito
bis 13.8.
Hans von Aachen 1552-1615 – Hofkünstler in Europa
Suermondt-Ludwig-Museum Aachenn
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