Mit Ausstellungen in den USA und Russland hat sich Eric Peters nach Anfängen im Mode-, Graphik- und Möbeldesign und ersten Ausstellungen ab 1973 ein internationales Renommee geschaffen. Seit 1987 betreibt er die Malerei als Haupttätigkeit.
Seine freskenhaft wirkenden Arbeiten von teils riesigen Ausmaßen haben eine materialsinnliche Ausstrahlung von verlockender Schadhaftigkeit. Sie entstehen auf Böschungsmatten aus Sisal, die mit Papierbrei gefüllt und nachgeschliffen werden, bis sie einem Tafelbild ähneln. Das Gemachte bleibt auch in den bröckelnden Kanten und wie Tagwerke wirkenden Plattenrändern sichtbar.
Perfekt gemalt, in stumpf diffizilen Farben, die weder klassisch-brilliante noch modern-plakative Farbwelt bedienen, sind sie sowohl handwerklich-kunstgeschichtsbezogen, als auch verfremdet und politisch. Vielleicht so uneindeutig oder offen wie die von Medienwirklichkeit durchzauste Aktualitäswahrnehmung.
Der an Quantentheorie, Yoga und Zen-Buddhismus interessierte Künstler spielt subtil mit Doppeldeutigkeiten, mit zwei Seiten einer Medaille, mit Korrelationen von Yin und Yang als Ausprägungen eines Phänomens, statt als pure Gegensatzpaare.
Verschränkung und Überlagerung sind die Hauptmerkmale seiner gezeigten Arbeiten, die kunstgeschichtlich klassisch daherkommen, aber zweischneidige zeitgenössische Themen aufgreifen und kritisch mit den oberflächlichen Einschätzungen umgehen.
(Kapitalismus-Kommunismus, Putin und amerikanischer Bär, EU und der Stier, Weltkrieg und Online-Rollenspiel). Fotos von Krokodilen, Walen, Pandas, Eisbergen, Putin, Mao und Beuys werden am Computer gespiegelt und überlagert. Dabei kommen neue Begleiterscheinungen zu Tage. Beuys Hut über dem irrlichternden Gesicht offenbart eine visionäre Straße ins Licht. Buddhas oder Pandas erscheinen als Drittbild, als Überblendungsbilddimension. Der kabellose Weltraumspaziergang von Bruce McCandless 1984 hat Mondfährencharakter, der Angriff französischer Soldaten 1914 wird zur Schlacht samuraihafter Science-Fiction-Kämpfer à la Metropolis.
Die Ikone Mao wird mit Halskrause zum europäischen Fürsten, geishahafte Modellgesichter über Rindern aus vier Himmelsrichtungen werden zu einem vielgestalten Europabild. Durchaus klassische und zeitgenössische Bildikonen, die ihre Unschärfe und Kopiertheit nicht leugnen. In einem Zyklus fronhafter Konsequenz hat Eric Peters ein asketisch-dekadentes Hummer-Stilleben in immer gesteigerten Formaten wieder und wieder vom Foto und dann vom Gemälde abgemalt.
Nicht auf Hochglanzperfektion gezielt und im Zoomvorgang in mehr als nuancenhaft eintöniger Abweichung differenziert wird dieser serielle Massenproduktionsprozess gleichnishaft. Niemals steigt man zweimal in den selben Fluss und in das selbe Bild.
Vertiefte Wahrnehmung hat aber auch mit Wiederholung und mit Seherfahrung zu tun. Zyklische Serialität in der Eric Peters seine Freude am Malvorgang ausarbeitet, wenngleich er im Vergleich zum zerstörten Mandala von Mönchen durchaus dem Kunstmarkt Kaliber hinterlässt, wenn auch ausgeklügelt perfektionsgemindert.
Ein bisschen Fluxusunbeständigkeit, ein bisschen Dekorativität, ein bisschen traditionelle Vorgeschichte ohne nostalgische Altbackenheit, ein bisschen medial; unsurreal verfremdet, unpropagandistisch ikonenhaft, unerhaben naturbezogen, unschelmisch meinungsoffen, distanziert spirituell. ein bisschen Über-All. Vielleicht sehr ausgesuchte Bildmotive für ein über die Mehrdeutigkeit hinausgehendes entdeckendes Wahrnehmen, ohne zu allem eine Meinung haben zu müssen, aber doch eine andere Sicht der Dinge? \
bis 24.7.
Erik Peters – „Überall“
IKOB – Museum für zeitgenössische Kunst, Eupen
IKOB – Museum für zeitgenössische Kunst, Eupen
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