Was sich hier unter dem Label Hip Hop anschleicht, ist ein Spoken Word-G-Funk-Free-Flow-Cosmic-Jazz, dass sich Sun Ra lachend auf die Schenkel klopft. Also, keine Banger, keine Bass-Monster, sondern freie Variationen über die Wut, die Kendrick Lamar berechtigt verspürt, als junger schwarzer Mann in den USA des Jahres 2015.
Die Wortkaskaden ergießen sich dabei über einen wilden Soundstrom, ein kosmisches Radio, in dem George Clintons Funk-Synth-Bässe und Parliament-Chöre auf träge Beats treffen, von außerhalb der Galaxie trudeln Jazz-Improvisationen und Bläsersätze ein. Den leichtesten Zugang zu diesem Kosmos bieten sicherlich Tracks wie „How Much A Dollar Cost?“, wo sich über einem finsteren Pianoriff und einem schweren Shuffle ein wehmütiges Bläserriff setzt, während Kendrick sich immer mehr in Rage rappt, um im Refrain in eine beatlose Soul-Interlude zu münden.
Oder „Complexion“, eigentlich ein relativ geradliniger Post-Industrial-West-Coast-Schieber, wenn da nicht diese unglaublichen Harmonie-Modulationen wären. Nicht gerade Pop also, sondern im Gegensatz zu den vermeintlich künstlerischen Exzessen des Kanye West, eines der besten Soul-Alben, welches sich für diese Zeit denken lässt. \ kk
(Interscope/Universal)
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