Manchmal möchte man Sufjan Stevens für die endlose Reihe von werbungskompatiblen Singer-Songwritern verantwortlich machen. Denn in den 2000ern hat niemand so wie Stevens gefühlvollen Folk mit gehauchten Vokals und kammermusikalischen Arrangements so nach vorne gebracht, insofern ist sein 2005er Album „Illinois“ wohl eines der einflussreichsten der jüngeren Musikgeschichte.
Und doch kann ihm in dieser Beziehung niemand böse sein, denn er, das Original, ist immer noch seine eigene Klasse. Ganz wie ein geschickter Lehrer – je leiser ich singe, desto besser müsst ihr zuhören – zwingt er durch seinen Duktus zu genauem Hören, Konzentration und hilft so die zahlreichen kleinen Kostbarkeiten in den Songs zu entdecken.
Diese handeln von den wichtigen Dingen, wie Liebe, Tod, Trennung, Lebenssinn, und werden in zarte Melodien und zerbrechliche Arrangements gepackt, dass es fast schon Ambient ist. Und so entwickelt sich gerade durch diese Zartheit eine ungeahnte Wucht, wenn man sich erst hat hineinlocken lassen in dieses Spinnennetz. Wer Songs wie „Death With Dignity“ oder „Fourth Of July“ ohne innerliche Erschütterung hört, der hat wohl kein Herz. \ kk
(Asthmatic Kitty/Cargo Records)
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