Auf drei Ebenen widmet sich die von Anne-Françoise Lesuisse und Marc Wendelski (Les Chiroux) kuratierte Ausstellung der Polizei und ihrer Arbeit in authentischen Polizeiaufnahmen und durch Werke zeitgenössischer Künstler – inszeniert, banal, brutal. Zunächst präsentiert sich die Polizei als autoritäre Instanz: Uniform, Schlagstock, Handschellen und Pistole, fertig ist „le Flic“, der perfekte Ordnungshüter. Im zweiten Geschoss geht es ans Eingemachte. „Indiz und Beweis“ liefert Tatortbilder der forensischen Fotografin Angela Strassheim mit Blutspritzern im UV-Licht, inszenierte Modelle ungeklärter Kriminalfälle von Corinne May Botz und reale Archivalien aus dem Musée de la Préfecture de Police de Paris, dem Foto-Archiv der Lütticher Polizei und dem Musée de la Police de Liège. Das ist harter Tobak! Kein TV-Krimi mit Kunstblut, kein Computerspiel mit zusätzlichen Extra-Leben – hier stecken echte Tragödien in den technokratisch-bürokratischen Abbildungen, zum Beispiel Foto Nr. 1184 von 1931: ein Hammer als Tatwaffe. In Korrespondenz zu den Fotografien junger Künstler wie Sébastien Van Malleghem und Michel Touneau, die Polizisten bei ihrer Arbeit begleiteten und im Reportage-Stil in Szenen setzen, ergibt die Schau einen markerschütternden Einblick in menschliche Abgründe. Sie wirft aber auch Fragen zum Medium Fotografie auf, das zur Dekonstruktion des menschlichen Körpers beiträgt, wenn in der Nahaufnahme die Einstichwunde zum ab-strakten Bild gerät und eine eigene ästhetischen Wirkung entfacht. /// bep
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