Anlass ist der fünfte Todestag Peter Lacroix’ (1924-2010), welcher als einer der bedeutendsten Künstler Aachens die Kunstszene maßgeblich beeinflusst hat, dessen Wirkung auch nach außen strahlte, und dessen farbintensive Werke der Stadt Aachen hier und dort einen neuen Anstrich gaben.
Spannende Retrospektive
Die Ausstellung ist eine spannende Retrospektive auf Lacroix’ Gesamtwerk. In 158 Werken aus den Jahren 1950 bis 2010 präsentiert das Ludwig Forum eine beeindruckende Auswahl einer Kunst, die das Alltägliche und das Leben des Künstlers immer wieder in das Werk mit einwebt.
Geometrische Konstruktionen in leuchtenden Primärfarben und Schwarz-Weiß-Kontrasten, eine Kunst „von anonymer Kühle, mit signalhafter Wirkung, wie geschaffen, um auch jenseits musealer Stille im Außenraum zu wirken“, so beschreibt Dr. Annette Lagler (Foto), Kuratorin des Ludwig Forums, Lacroix’ Werke der 1970er.
Lacroix richtete sich nicht nach dem Geschmack der Masse, hatte keine Angst vor Ablehnung, weiß Susanne Schwier, Beigeordnete für Bildung und Kultur, Schule, Jugend und Sport.
Dass der manchmal provokative Freidenker den Geschmack der Allgemeinheit nicht immer traf, beweist die Anekdote um die Farbleiter, welche 1973 am Aachener Standesamt installiert, „aus Rücksicht auf das Durchschnittsempfinden des Durchschnittsbürgers“ aber bereits 1974 wieder abgenommen wurde. Es ist ein später Triumph für Lacroix, dass das Werk seit 2010 wieder das Standesamt ziert – ein Triumph, den er selbst nicht mehr miterleben konnte.
Scheinbar zufällige Botschaften
Der minimalistische Künstler verfolgte den Weg zu einer gegenstandlosen Position konsequent weiter, indem er nach aleatorischer Methode die Anordnung von Farben nach zuvor festgelegten Zahlen- und Farbcodes auswürfelte und so den „puren“ Zufall an seinen Werken mitwirken ließ.
Eine Hommage an seine Freunde schuf er ab Ende der 1980er in komplexen Algorithmen aus Kreisdiagrammen und Intervall-Skalen, wobei sich wie von selbst bizarre Polygone formten, abstrakte Chiffren für Persönlichkeitskonstellationen.
Lacroix verwendete dabei einfachste Materialien: Kassenbons von Aldi, Bierdeckel und Stadtpläne seiner Heimatstadt Aachen. Die entstehenden Muster, scheinbar zufällige Botschaften, spiegeln laut Lagler auch die private Seite des Künstlers. Trotz formaler Strenge und rechnerischer Klarheit lasse Lacroix so „auch seine Lust an unkonventionellen Einfällen und an doppelsinnigen Pointen durchblicken.“
Unveröffentlichte Werke aus dem Nachlass
Da Lacroix’ Nachlass eigens zur Konzeption dieser Ausstellung geöffnet wurde, zeigt die Retrospektive auch bisher unveröffentlichte Werke des künstlerischen Originals. „Ein Drittel an relevanten Arbeiten aus dem Nachlass wird gezeigt“, so Lacroix’ Nachlassverwalter Andreas Petzold. Für mehr sei kein Raum gewesen.
Parallel zur Ausstellung gibt die Plattform Aachen – erstmals überhaupt in die Konzeption einer Ausstellung eingebunden – mit seltenen Originaldokumenten interessante Einblicke in die Arbeitsweise des Künstlers. Die handschriftliche Aufzeichnungen „zeugen von einem künstlerischen Konzept, das nicht weniger im Sinn hatte, als die Kunst in das alltägliche Leben hinein zu verlängern“, erklärt Benjamin Dodenhoff von der Plattform Aachen und verspricht manch wertvolles Bonmot. Beispiel: Die Kunst muss an den Bürgern hängenbleiben wie die Fliege am Fliegenfänger. P.L.
Ziel der Ausstellung ist laut Dr. Brigitte Franzen, Direktorin des Ludwig Forums, das Hegen und Pflegen der Aachener Kunst.
Auch ein Katalog wird für 25 Euro angeboten.\ ms
"Peter Lacroix – Pur" auf der Website des Ludwig Forums
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