Sind wir etwa so alt wie Weihnachten? Diese Frage kam irgendwann im Laufe der gemeinsamen Forschungsarbeit auf, die Wissenschaftler aus Heerlen, Maastricht, Jülich und Aachen seit rund zwei Jahren betreiben. Davon berichtete Aachens Stadtarchäologe Andreas Schaub bei der Präsentation der ersten Ausstellung, die aus dieser Arbeit hervorgegangen ist.
Alle vier Orte wurden bereits zu Zeiten der Römer in hiesigen Breiten bewohnt und bewirtschaftet – als kleinstädtische Siedlungen, seinerzeit Vicus genannt. Bis zum Start der grenzübergreifenden Forschungen hatte sich jede Stadt auf ihre ganz eigene Art mit ihrer jeweiligen Geschichte beschäftigt.
Erste Wechselausstellung im Centre Charlemagne
„Wir hatten alle dieselben Fragen, alle dieselben Probleme“, sagt Gilbert Soeters, Stadtarchäologe aus Maastricht. „Wir hatten unendlich viele Grabungen, die es auszuwerten galt. Seit wir das gemeinsam tun, läuft es hervorragend.“
Im Austausch miteinander generierten die vier Städte völlig neues Wissen, das auch gleich Anwendung fand. Erste Ergebnisse präsentiert ab dem 14.11. die Ausstellung „Fahndung nach Augustus – Suche nach den Wurzeln der Euregio“ im Centre Charlemagne. Es ist die erste Wechselausstellung im nun – nach Karlstrias und anschließendem Weiterbau – wiedereröffneten Gebäude auf dem Katschhof.
Präsentation von Ergebnissen und Methoden
Den Besucher begrüßt ein Zitat aus dem Lukasevangelium in den Räumen der Wechselausstellung, in dem Kaiser Augustus Erwähnung findet. Dieser Zusammenhang zwischen Weihnachtsgeschichte und tatsächlichen Fundstücken (Keramik, Münzen, Fibeln, Holzfunde aus der Regierungszeit des Kaisers Augustus) war es auch, der zur eingangs erwähnten Frage führte.
Die Antwort darauf ist klar: Ja, jeder dieser vier Orte ist so alt wie Weihnachten. Und auch der Weg zur Findung dieser Antwort wird im Rahmen der Ausstellung dokumentiert. Nicht nur Exponate und Forschungsergebnisse werden gezeigt, sondern eben auch die verschiedenen wissenschaftlichen Methoden.
Aachen vor Heerlen vor Maastricht und Jülich
Um zum Abschluss noch das eine oder andere lokalpatriotische Ego zu streicheln: Natürlich sind die Forscher auch der Frage nachgegangen, welches ihrer vier Vici aus augusteischer Zeit denn die älteste Siedlung sei.
Aachen hat nach aktuellem Stand die Nase hauchzart vorne. Den Ausschlag vor dem Zweitplatzierten – Heerlen – gab wie so oft eine vermeintliche Kleinigkeit, die Scherbe eines Aco-Bechers, die sicher aus der Zeit vor Christi Geburt stammt.
Weitergraben, Weiterforschen, Weitervernetzen
Nach Heerlen folgen Maastricht und Jülich auf den weiteren Plätzen. Aber das Ergebnis ist nur vorläufig. Oder wie Wim Dijkman vom Centre Céramique in Maastricht sagt: „Wir müssen eben noch ein bisschen weitergraben, um eventuell gleichzuziehen.“
Überhaupt ist die Arbeit der „Euregionalen Vicusgruppe“ mit dieser Ausstellung nicht abgeschlossen. Diesem Zwischenergebnis sollen noch möglichst viele weitere folgen. Zu diesem Zweck sollen künftig noch weitere Orte miteinbezogen werden, die zu römischer Zeit vergleichbare Ausmaße hatten.\ cl
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