In den vergangenen Wochen rütteln zahlreiche Demonstrationen Deutschland, Europa und die Welt auf. Die meisten von ihnen – besonders die der letzten Woche – sind zum Glück postiver Art.
Friedensstunde auf dem Katschhof
Nun soll sich auch Aachen als die weltoffene und tolerante Stadt zeigen, die sie ist. Alle Aachener und Aachenerinnen sind eingeladen zu einer Stunde des Friedens und des Miteinanders. Am 25. Januar werden damit nicht nur das Karlsfest und das Museumsfest stattfinden, sondern auch eine abendliche Gedenkstunde.
In dieser soll die lebendige Vielfalt, das Miteinander der Kulturen und Religionen und der Zusammenhalt in unserer Stadt demonstriert werden. Oberbürgermeister Marcel Philipp hebt hervor, dass es bisher – glücklicherweise – keine gegenläufigen Demontrationen in Aachen gegeben hat. Damit dies auch so bleibt, soll mit der Friedensversammlung auf dem Katschhof von Anfang an Gemeinsamkeit demonstriert werden.
Gemeinsam einstehen
Rat, Stadt und Bürger sollen gemeinsam für die Freiheit und Toleranz in unserer Stadt eintreten. Dies „tut der Stadt gut“, ist sich Oberbürgermeister Marcel Philipp sicher. Alle Religionsgemeinschaften Aachens werden an diesem Tag vertreten sein, unter anderem der Arbeitskreis „Dialog der Religionen“, der sich seit 2005 für ein aktives aufeinander Zugehen und Kennenlernen der verschiedenen Religionen einsetzt, um Vorurteile und Ängste abzubauen.
Der Arbeitskreis lädt am 25. Januar um 15 Uhr auch zum fünften Aachener Friedensmahl der Religionen in den Ballsaal des Alten Kurhauses in der Komphausbadstraße ein. Um 17.30 Uhr wird dann ein gemeinsamen Friedensmarsch zum Katschhof starten. Die Mitglieder werden außerdem 1.000 Kerzen als Zeichen für das Friedenslicht mitbringen. Alle anderen Teilnehmer der Gedenkstunde sind herzlich eingeladen, selbst auch Kerzen mitzubringen.
Rahmenprogramm
Neben Reden und Gebeten von Vertretern aller Weltreligionen wird der Aachener Akkordeonist, Arrangeur und Produzent Manfred Leuchter gemeinsam mit seinem palästinensischen Musikfreund Mohamed Najem den musikalischen Rahmen bilden. Für Leuchter, der auf seinen vielen Konzertreisen immer auch selbst auf Toleranz angewiesen ist, ist es ein Anliegen auch seiner eigenen Toleranz Ausdruck zu verleihen. Gemeinsam mit Najem möchte er die Versammlung mit Weltmusik untermalen, die Offenheit signalisiert.
Auch das Theater Aachen wird sich an der Aktion beteiligen. Für Michael Schmitz-Aufterbeck, Generalintendant des Theaters Aachen, liegt es auf der Hand, dass das Theater am 25. Januar Teil des Unterfangens sein wird: „Zum Selbstverständnis eines Theaters gehört unabdingbar die Meinungsfreiheit“. Im Alltag am Theater sei das Zusammenleben verschiedener Nationen und Religionen normal, zu wissen, dass sich dies ändern könnte, sei „schmerzhaft“, so Schmitz-Aufterbeck. Daher müsse man gemeinsam dagegen ankämpfen.
Aachener Muslime distanzieren sich von den jüngsten Geschehnissen
Der Entschluss der Gemeinschaft Aachener Muslime, an der Aktion auf dem Katschhof teilzunehmen, sei schnell gefallen, so Idris Malik, Vorstand des Islamischen Zentrums Aachen Bilal-Moschee. Man wolle ein Zeichen setzen, denn Kritik oder Satire könnten nicht ihre Antwort in der Anwendung von Gewalt finden. In keiner Religion könne eine Rechtfertigung für Verbrechen wie in Paris gefunden werden.
Mehmed Jakubovic, Imam der Islamischen Gemeinschaft Bosnien-Herzegowina, unterstreicht, dass menschenverachtende Verbrechen durch Terroristen, denen Nichtmuslime wie Muslime weltweit zum Opfer fallen, die muslimische Gesellschaft nicht an ihren Werten zweifeln lässt. Nur gemeinsam könne man gewährleisten, dass Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus, Islamfeindlichkeit und Intoleranz nie einen Platz in Aachen finden werden. \ cr
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