Ob Kaffee oder Tee, Rock oder Pop, Windows oder Mac – Immer wenn es verschiedene Identifikationsmodelle gibt, treffen Fronten aufeinander. Bis 2001 gab es unter Musikern genau drei: den Studiomusiker, den Livemusiker und den DJ.
Live Musiker waren schon immer beliebt. Sie machen „richtige“ Musik, mit „richtigen“ Instrumenten, erhalten live ihren Applaus. Studiomusiker – oft abfällig auch „Mucker“ genannt – hingegen müssen sich öfters mit dem Vorurteil herum schlagen, dass der Mann hinter dem Mischpult den wichtigsten Teil der Arbeit macht. Am härtesten trifft es allerdings die DJs, deren Arbeitsgerät, der Plattenspieler, keiner der beiden Gruppen so recht als Instrument ansieht. Das alles führte vor der Jahrtausendwende zu einer tiefen Kluft zwischen den Parteien. Das war die Welt bis 2001 – dann stellte die bis dato unbekannte Berliner Firma Ableton mit ihrem Musikprogramm „Live“ alles auf den Kopf.
Nichts bleibt, wie es ist
„Live“ fiel erst mal durch die unkonventionelle Oberfläche auf. Diese sah in etwa wie eine Geometrieübung der 7. Klasse aus und erinnerte stark an den Bordcomputer von Raumschiff Enterprise. Noch futuristischer als das Design waren die Funktionen. So konnte man mit „Live“ Audiodateien wie Knetmasse behandeln, strecken, ziehen und dehnen. Es arbeitete einfach stabil und das war damals eine Revolution. Wenn es dann doch mal zum Systemabsturz kam, lief der letzte Takt des Songs einfach weiter im Kreis.
Ableton hat damit bis heute die elektronische Musikproduktion maßgeblich mitgeprägt. Künstler wie Hot Chip, Coldcut, Daft Punk, Paul Kalkbrenner oder auch Nine Inch Nails und 50 Cent sind hörbar vom Sound inspiriert, einige ihrer Tracks wären mit anderen Musikprogrammen schlicht nicht realisierbar.
Mit The Bridge haben Ableton Live und Serato Scratch Live die Lücke zwischen Musikproduktion und DJ-ing geschlossen. Mit einem kostenlosen Workshop tourt man momentan durch Deutschland. Der Ableton-Produktspezialist Dankmar Klein produziert und performt elektronische Musik und arbeitet seit neun Jahren mit Ableton live: „Wir steigen mit einem kurzen Überblick über die Struktur des Abends ein, erklären und zeigen dann die Basics des digitalen dj-ings mit ,serato scratch live‘ und gehen im zweiten Teil auf die Möglichkeiten und Grundlagen von ,ableton live‘ ein. Im dritten Teil bringen wir dann beide Programme und ihre spezifischen Möglichkeiten zusammen.“
Eine wachsende Zahl DJs legt mittlerweile nicht mehr mit „richtigen“ Platten auf. Zwar sind Plattenspieler und Mixer noch echt, die Platten selbst enthalten aber nur noch ein Steuersignal, das an den Laptop weitergeleitet wird. So kann man mp3-Dateien abspielen, aber trotzdem wie bei einer „richtigen“ Platte mixen und scratchen. Während des Workshops wird es zur Anschauung immer wieder mal ein kleines DJ/Live-Set geben. Dankmar: „Wir sind in der Regel zu dritt unterwegs. Meine beiden DJ-Kollegen Jeff Milligan und DJ Clay-369 zeigen wie man mit dem System arbeiten kann und ich moderiere. Zusätzlich sieht man auf zwei grossen Leinwänden was gerade passiert.“
Und danach die Labelnight
Workshop und Labelnight von „Border Community“ fanden in Deutschland bisher u.a. nur im Berliner „Berghain“ statt. Im Rahmen der lokalen „Transition“-Parties ist die Vorfreude riesig und man spricht bereits von der Techno-Party des Jahres in Aachen.
Das britische Label „Border Community“ wurde 2003 von James Holden als Label für Electronica, Techno und Post-Rock gegründet. Neben Holden gehören auch Avus und Luke Abbott zum Portfolio, die an diesem Abend dabei sind. Luke Abbott hat es mit seinem Album „Holkham Drones“ in die Jahresbestenliste des Elektromagazins „De:Bug“ geschafft und kriegt allerorten die besten Reviews. Bei Amazon kauft der Abbott-Fan auch Caribou, Shed, Trentemoller oder Bonobo. Auch Daniel Stefanik vom deutschen Label „Freude am Tanzen“, welches in diesen Wochen seinen 50. Release feiert, ist in Aachen dabei. Die Leser der „De:Bug“ wählten Stefanik in die Top 10 der besten DJ’s. Es verspricht also wirklich ein Abend der Extraklasse zu werden.
26.2.
Musikbunker Aachen
ab 21.30 Uhr: The Bridge
Workshop für DJing, Remixing und Live-Performance
Die Teilnahme ist kostenlos. Anmeldung unter:
ableton.com/bridge-tour-aachen
ab 23 Uhr: Labelnight/Party (mit Eintritt)
Luke Abbott (Border Community)
Avus (Border Community)
Daniel Stefanik (Freude am Tanzen)
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