Von Sebastian Dreher
Unglaublich, aber wahr: In Aachen gibt es weniger Autobesitzer als in anderen vergleichbaren NRW-Städten. Und somit auch weniger Autos. So manchem Verkehrsteilnehmer mag das nicht sofort ins Auge springen, gerade wenn er sich im morgendlichen Berufsverkehr auf Zubringerachsen wie der Von-Coels- oder der Roermonder Straße befindet. Oder auf einer der Autobahnen.
„Aachens Autobahnen leiden sehr an dem Hinterlandverkehr der großen Häfen Antwerpen, Zeebrügge und auch Rotterdam“, weiß Uwe Müller, Abteilungsleiter Verkehrsmanagement der Stadt Aachen. Dieser Verkehrsbelastung versucht man momentan durch den Ausbau des Aachener Kreuzes Herr zu werden. Nach Fertigstellung sollen dort stellenweise bis zu 17 Spuren nebeneinander liegen.
Zusätzlich wird über zwei neue Anschlussstellen nachgedacht. Die erste zwischen Kreuz und Abfahrt Brand, ungefähr dort, wo sich der Rastplatz Königsberg befindet. „Diese Maßnahme hängt mit einer seit längerem geplanten Umgehungsstraße zusammen, die vor allem Eilendorf, aber auch Brand vom Durchgangsverkehr aus und in Richtung Stolberg entlasten soll“, so Müller.
Eine zweite Abfahrt könnte auf der A4 entstehen, auf der Höhe des Gewerbegebiets Aachener Kreuz. „Gerade von Richtung Holland kommend ist das Gebiet schwer zu erreichen.“ Viele wählten daher den Weg durch Haaren – sehr zum Bedauern der Bewohner.
Bus, Bahn, Fahrrad
Auch wenn sich die Aachener gegen das Projekt Campusbahn mit seinem Möglichkeiten für einen strombetriebenen Bus- und Bahnverkehr entschieden haben, wird der Öffentliche Personennahverkehr in Zukunft eine große Rolle spielen. „Die Schaffung einer leistungsfähigen Infrastruktur auf den ÖPNV-Hauptachsen und die Förderung eines einheitlichen Mobilitätsverbundes – verstärkt auch in den innenstadtnahen Bereichen – gehören zu den bedeutenden Aussagen des Masterplanes“, sagt Müller.
Ferner sei die Einrichtung einer Abfertigungseinrichtung am Hauptbahnhof für den internationalen Zugverkehr in Richtung London und die attraktive Gestaltung eines Zugangs von der Burtscheider Seite ein elementarer Schritt. Die Stadt Aachen steht mit der Deutschen Bahn seit längerem in Verhandlungen – ein Ergebnis ist bislang allerdings nicht in Sicht.
„Außerdem brauchen wir das dritte Gleis zwischen Düren und Aachen“, meint Müller. „Die Kapazität auf der bisherigen Strecke ist hochbelastet.“ Durch die Bevorzugung des transnationalen Güterverkehrs werde es darüber hinaus immer schwieriger, den Personenverkehr-Fahrplan einzuhalten. Und auch die Anbindung an die Schienennetze in Belgien und den Niederlanden steht im Fokus der Verkehrsplaner. Wer von Aachen nach Eindhoven will, muss bislang mit der Euregiobahn nach Heerlen und dann in den niederländischen IC umsteigen.
Für das innerstädtische Verkehrskonzept bekomme auch das E-Fahrrad immer mehr Bedeutung. „Pedelecs haben eine größere Reichweite als Räder ohne Elektroantrieb. Dadurch werden sie für viele Menschen als Alternative zum Auto interessanter.“
Prozess gestartet
Ob Bus, Bahn, Auto, Fahrrad oder Fußgänger – alle diese Maßnahmen sind Mosaiksteine in einem großen Konzept und werden nun im Prozess des Verkehrsentwicklungsplans „ausführlicher diskutiert und behandelt“, sagt Müller. „Das Wichtigste ist, eine Vielfalt an Mobilitätsmöglichkeiten zu schaffen, so dass sich die Aachener und ihre Besucher möglichst optimal und effizient in der Stadt bewegen können.“ ///
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