Die Diskussion ist kaum ein paar Minuten alt, da zieht Kasper König schon auf die Überholspur: „Macht diesen Laden autonom!“ Befreien solle man diesen Laden, gemeint ist natürlich das Ludwig Forum, vom Einfluss kultureller Institutionen. Bürokratie führe letztlich immer in die Unselbständigkeit – den natürlichen Feind der Kreativität.
Auf der Suche nach einem Weg in die Zukunft könne die Devise darum nur freie Leine lauten. In Königs Augen habe das Ludwig Forum das Zeug dazu, ein Ort zu sein, an dem Kunst nicht nur repräsentiert, sondern produziert wird.
Ernst und nicht lebendig
Rund 400 Zuhörer sind in das Foyer des LuFo gekommen, um der Podiumsdiskussion zu lauschen, die sich mit Zukunftsvisionen für das Haus beschäftigt. Mehrfach gerät König vor ihren Augen ins Glühen: „Fragt nicht, ob das Kunst ist. Fragt, ob es lebendig ist!“ „Nehmt Abstand vom elitären Dünkel!“ „Sucht das Provokative! Das Neue!“ „Aktiviert die Jugend!“
Auf jedes seiner Ausrufezeichen hat mindestens ein anderer Diskussionsteilnehmer ein „Ja, aber…“ parat. Das Ludwig Forum ist Kunst von Weltruf verpflichtet. Die Werke sind sehr wertvoll, ihre Sicherheit bei interdisziplinären Veranstaltungen kaum zu gewährleisten. Was es nicht alles zu bedenken gibt. Alles wirkt irgendwie zu ernst und stellenweise dann eben doch mit elitärem Dünkel belegt. Und überhaupt: die Zuschauerzahlen!
Freier Eintritt im Versuch
Wieder einmal wird der alte Hut herumgereicht, dass die Qualität an der Quantität ihrer Betrachter zu messen sei. Die an diesem Abend präsentierten Lösungen, die Zahlen zu steigern, sind auch nicht gerade eben aus dem Ei geschlüpft.
Eine engere Bindung an die Hochschulen, um deren Studierende in die Museen zu locken. Oder vielleicht doch einmal versuchsweise das englische Modell mit freiem Eintritt? Zumindest das kann LuFo-Direktorin Brigitte Franzen zu vorgerückter Stunde ankündigen: Zwischen dem 1. Juni und dem 21. September kommen alle Besucher kostenlos in das Ludwig Forum.
Zu diesem Zeitpunkt hat Franzen längst die Rolle der Diskussionsmoderatorin verlassen, die sie zu Beginn der Veranstaltung noch innehatte. Sie hat sich gegen die eine oder andere Kritik gewehrt, die sich für sie nach eigenem Bekunden wie Vorwürfe anfühlte. Gegen die der niedrigen Zuschauerzahlen, zum Beispiel.
Zwei Zähne gezogen
Welche drei Wünsche sie für die Zukunft habe, wird die Jetzt-Mitdiskutantin Brigitte Franzen aus den Zuschauerreihen gefragt. „Inhaltliche Unabhängigkeit“, sagt sie. „Und mehr Geld.“ Zwei Wünsche, die nach Meinung des mitdiskutierenden Oberbürgermeisters nicht unter einen Hut passen. Wer die Musik bezahlt, wollte schon immer bestimmen, was sie spielt.
Nachdem Marcel Philipp der Direktorin diese beiden Zähne gezogen hat, stellt er ihr aber zumindest die Erfüllung des dritten Wunsches in Aussicht: eine Lösung für das seit Ewigkeiten schwelende Parkplatzproblem. „Das müsste mit einer Schranke doch machbar sein“, ist er sich sicher. Die Schranke bleibt das einzig Handfeste, was zum Ende des Abends herumkommt. Ansonsten bedanken sich alle Teilnehmer für die gegenseitigen Anregungen, verabreden, demnächst noch einmal zu diskutieren, und gehen weiter ihrer Wege. \ cl
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