Die 1968er-Bewegung in Deutschland. Keine Stadt hat das Lebensgefühl des Aufbruchs so definiert wie Berlin. Im 50. Jahr der Studentenrevolte, die sich mit Phantasie und Vehemenz dem Mief der 50er Jahre der Adenauer-Ära entgegenstellte, dem deutschen „Sommer der Liebe“ als Akt sexueller Befreiung, deren Geschichten und Zeitzeugen beschreiben die Autoren Michael Sontheimer und Peter Wensierski in ihrem Buch „Berlin – Stadt der Revolte“.

Anhand eines im Buch abgedruckten Stadtplans von Berlin verortet an Adressen, die sich durch die ganze (damals noch geteilte) Stadt ziehen. Und natürlich richtet sich ihr Blickwinkel nicht nur auf die 1968er, sondern auch auf die frühen Ostberliner Arbeiterproteste (1953), die friedliche Revolution zum Ende der DDR und die Hausbesetzungen und gesellschaftlichen Gegenentwürfe, die das plötzlich nicht mehr getrennte Berlin mitbestimmten. Sontheimer und Wensierski arbeiten aktuell als Journalisten beim „Spiegel“, Sontheimer ist Mitbegründer der Berliner „taz“, Wensierski arbeitete als Redakteur beim ARD-Magazin „Kontraste“ und erhielt als renommierter Dokumentarfilmer unter anderem den Bundesfilmpreis für „Berliner Blau“ (ein Kunstfilm über die Berliner Mauer als Projektionsfläche von Kunst, Aktionismus, Geschichte und Visionen) sowie den „Europäischen Fernsehpreis“ für einen Film über den Ostberliner Stadtteil Marzahn.

Sontheimer und Wensierski entdeckten bei ihren Streifzügen durch die Stadt ein „Gen der Revolte“, kein Ort in Deutschland eignete sich besser, um Ungehorsam zu proben. „Die Stadt habe ständige Veränderungen von unten erlebt, daher rühre ihr Rebellenpotential“, sagt Wensierski – und wundert sich: Angesichts des schwierigen Zustandes im sozialen Miteinander in Berlin könne man sich heute fragen, wo die nächste Revolte bleibe“, sagt er. „Was Jahrzehnte lang stattgefunden hat, das hört nicht einfach auf.“

Peter Wensierski liest am Dienstag, den 12. Juni, im Ludwig Forum im Rahmen der 1968er-Ausstellung „Flashes of the Future“. Mit Filmbeiträgen und anschließender Diskussion. Die Eintrittskarte berechtigt gleichzeitig zum Besuch der Ausstellung (bis einschl. 19.8.).  \rm