Im Rahmen der Vernissage wird Kai Savelsberg in die Ausstellung einführen und aus seinem neuen Gedichtband „Neue Bilder“ lesen. Zusätzlich ist sein Atelier in der Rudolfstraße 75 zum Vernissage-Abend geöffnet.
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Die einfache Lösung. Eine dünne Linie reicht aus, um ein Geviert, zum Beispiel ein Blatt Papier oder eine Leinwand, so zu ordnen, dass wir hinter dem, was zu sehen ist, sogleich mehr vermuten als nur ein Geviert auf dem eine Linie liegt.
Die Linie sollte dafür nur halbwegs waagerecht verlaufen. Sie muss noch nicht einmal mittig liegen oder durchgezogen sein, wenn nur eben vorhanden gibt es schon ein Oben und ein Unten, erkennen wir gar einen fernab liegenden Horizont.
Eine dünne waagerechte Linie ist in der Lage, auch der größten Fläche Tiefe zu verleihen, ihr die dritte Dimension und damit einen bis endlos gehenden Raum zu eröffnen. Wie gesagt, soweit die einfache Lösung. Der sie nutzt vertraut darauf, dass wir es so oder ähnlich bereits vielhundertfach gesehen haben. Dann bedarf es nämlich keiner weiteren Hinweise mehr. Dann ist seine Geschichte schnell erzählt und das Bild alsbald vergessen.
Kai Savelsberg ging es in der Malerei niemals um die einfache Lösung, obschon oder gerade weil er stets im Dinglichen, Realen blieb und mithilfe von Gesichtern und Figuren, seit einiger Zeit auch vermehrt Landschaften die großen Sujets bewältigte.
Ein Mal verschränkten und verwobenen sich auf seinen Bildern die Raumebenen und ihr Inventar derart, dass sich der gezeigte Weltausschnitt wie ein Vexierbild ausnahm. Ein anderes Mal waren es die im Selben verwandten Materialien, Gaze über Leinwand, überarbeitete Papiere in den Farbflächen, bemalte Fundhölzer, dazu Montiertes und Kaschiertes, die seinen Bildern zu komplexen Charakteren verhalfen. Oder aber der Maler überraschte sein Publikum nach langer Absenz mit dem ebenso prononcierten wie kalkulierten Einsatz von Farbe.
Für die neuen Bilder der Ausstellung „Horizontverfolgung“ setzt Kai Savelsberg nun wiederum auf die besondere Ästhetik, wie sie aus der Kombination verschiedener Materialien herrührt. Obschon es sich dabei nicht um das zuvor erwähnte Ineinander handelt.
Viel mehr sucht Kai Savelsberg durch die Zusammensetzung (sic!) zweier sich zumeist grundverschieden präsentierender Flächen dem ihm vorschwebenden Landschaftsausschnitt auch haptisch (ich könnte auch sagen körperlich) eine Ordnung zu geben.
Durch das gelegentliche Hineinarbeiten in diese Flächen, auch als Fortsetzung von Figürlichkeit aus der einen in die andere, verstärkt sich alsdann der Eindruck, hier tatsächlicher vulgo realer Landschaft ansichtig zu werden, statt nur eines Landschaftsbildes.
Realismus in der Malerei, so also zeigt sich, ist längst nicht mehr an eine absichtsvoll gestaltete Form und deren Eignung gebunden, etwas für jedermann nachvollziehbar abzubilden. Auch das/ein Material lässt sich so einsetzen, dass es real erlebbar wird. Im Übrigen gefällt mir dabei auch der Gedanke, dass Kai Savelsberg mit seinen neuen hier vorgestellten Landschaftsbildern das Objet trouvé aus der dadaistischen oder auch surrealistischen Ecke hervorholt! (Text: Stefan Skowron)
Foto: Mavi Garcia
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