Von Peter Hoch
Künstliche Intelligenzen wie Alexa oder Siri sind aus dem Alltag von immer mehr Menschen kaum noch wegzudenken. Wir können sie nach dem Weg fragen, eine Pizza bestellen und elektronische Geräte bedienen lassen. Auch der nächste Schritt, computerbasierte „Gehirne“ in mobile Roboter einzubauen, wurde bereits gegangen. Doch was kommt danach? Dieser Frage widmet sich „I Am Mother“ deutlich vielschichtiger, als man zunächst vermuten könnte.
In einer undefinierten Zukunft ist die Erde unbewohnbar geworden und die Menschheit ausgelöscht – bis auf 63.000 Embryonen, die in einem abgeschotteten Bunker von einer Robotereinheit versorgt werden. Wir beobachten, wie „Mutter“ ein Mädchen aufzieht, das sich prächtig entwickelt. „Tochter“ bekommt Unterricht auf den Gebieten Wissenschaft, Kultur und Ethik und auch an emotionalem Unterbau mangelt es ihr trotz des sterilen Umfelds nicht. Eines Tages erwacht in der heranwachsenden jungen Frau jedoch die Neugier herauszufinden, was hinter der Luftschleuse ist.
Mehr sollte man vor dem Kinobesuch nicht wissen und auch den wie leider so oft spoilernden, irreführend actionreichen Filmtrailer gilt es zu meiden. Deshalb hier nur ein paar Appetitanreger: 2016 stand „I Am Mother“ auf der sogenannten „Black List“, auf der Produzenten jährlich die besten noch unverfilmten Drehbücher verzeichnen lassen. Inszeniert wurde er vom australischen Regisseur und Werbefilmer Grant Sputore, geschrieben von ihm und dem US-Autor Michael Lloyd Green, von beiden dürfte man künftig noch einiges hören und sehen. Dasselbe gilt auch für die Dänin Clara Rugaard, die als „Tochter“ in ihrer ersten Spielfilmhauptrolle eine famose Leistung abliefert.
Dass „I Am Mother“ es überhaupt zu einem deutschen Kinostart gebracht hat, ist übrigens ein kleines Wunder, läuft er in den USA und vielen anderen Ländern doch bereits seit Juni exklusiv auf Netflix. Gut für den Streaming-Giganten, aber schade für Science-Fiction-Fans, die im Kino inzwischen kaum noch anspruchsvolle Genrevertreter bestaunen können. Zumal auch der visuelle Aufwand, der betrieben wurde, sich sehen lassen kann: Das kühle Produktionsdesign stammt von Hugh Bateup, der bisher an fast allen Werken der Wachowski-Schwestern (die „Matrix“-Filme, „Cloud Atlas“, „Jupiter Ascending“ und die Serie „Sense8“) mitgewirkt hat, und für „Mutter“, gebaut von den Spezialeffektemeistern von WETA Workshop („Der Herr der Ringe“, „Avatar“), muss im Olymp der Film-Maschinenwesen definitiv ein Platz freigehalten werden. \
„I Am Mother“
AUS 2018 // R: Grant Sputore
Start: 22.8. | 114 Minuten | FSK 12
KI im Film
KI – kurz für „Künstliche Intelligenz“ – ist ein beliebtes Sujet im Science-Fiction-Genre. Prominenteste Beispiele sind die „Terminator“-, „Blade Runner“- und „Matrix“-Filme, „2001: Odyssee im Weltraum“ und Data und der Holodoc aus den „Star Trek“-Serien. Aber auch „Ex Machina“, „I, Robot“, „Der 200 Jahre Mann“, „Chappie“, „Robot & Frank“ und natürlich „A.I. – Künstliche Intelligenz“ sowie die Serien „Westworld“ und „Humans“ setzen sich mit dem Thema auseinander. Außerdem empfehlenswert: die aktuelle Doku „Hi, AI“. \
Bewertung der redaktion
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