Von Lars Tunçay
Ein Aufeinandertreffen, das Renngeschichte schrieb – perfekter Stoff für Hollywood: Die Zusammenarbeit zwischen dem ehemaligen Motorsportler und Fahrzeugentwickler Caroll Shelby und dem passionierten Rennfahrer und genialen Mechaniker Ken Miles sorgte Mitte der 1960er-Jahre für Schlagzeilen. Nachdem Ferrari jahrelang ungeschlagener Platzhirsch im Rennsport gewesen war, schaffte es Neuling Ford in nur wenigen Jahren, den Italienern den Rang abzulaufen. James Mangold („Walk the Line“) hat daraus einen mitreißenden Film gemacht.
Der mittellose Mechaniker Ken Miles (Christian Bale) und der millionenschwere Autobauer Caroll Shelby (Matt Damon) kennen und respektieren einander schon eine ganze Weile, als sich ihnen eine einmalige Chance bietet: Sie sollen einen Rennstall für Ford aufbauen und dabei nicht weniger als das schnellste Auto der Welt designen – in weniger als einem Jahr. Während Shelby mit den Firmenbossen verhandelt, nutzt Miles unkonventionelle Mittel, die schließlich zum Ziel führen. Doch die Chefetage bei Ford ist nicht gerade begeistert von dem Heißsporn und hätte lieber einen anderen Fahrer hinterm Steuer. Shelby setzt auf seinen Freund. Beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans, dem härtesten Rennen der Welt, soll sich schließlich entscheiden, ob sein Vertrauen in ihn gerechtfertigt ist.
Die ungewöhnliche Freundschaft zwischen dem großspurigen Amerikaner Shelby und dem eigenwilligen Engländer Miles steht im Mittelpunkt dieses Rennfahrerdramas. Mit viel Liebe zum Detail und einer tiefen Verneigung vor dem Klassiker „Le Mans“ von 1971, in dem Steve McQueen selbst hinterm Steuer saß und sein Leben riskierte, inszeniert Regisseur James Mangold die klassische Geschichte eines amerikanischen Traums, die in der zweiten Hälfte der stolzen zweieinhalb Stunden Laufzeit in einen packenden Thriller auf dem Asphalt mündet. Dabei glänzen neben den Chromfelgen vor allem seine Hauptdarsteller: Matt Damon verkörpert den selbstsicheren Star des Films, während Christian Bale das Genie gibt, herzensgut, aber getrieben vom Rausch der Geschwindigkeit. Man nimmt ihnen die Männerfreundschaft ab und es macht großen Spaß, den zwei Oscargewinnern zuzusehen – und bei der nächsten Verleihung im Februar 2020 können die beiden sich gute Hoffnungen auf einen weiteren Academy Award machen. Es ist aber vor allem Regisseur James Mangold, der den Film auf Kurs und das Steuer fest in der Hand hält. \
Ironie
… des Schicksals: Ausgerechnet „Le Mans 66 – Gegen jede Chance“, ein Motorsportporträt, in dem ein risikobereiter Underdog-David sich gegen einen übermächtigen Platzhirsch-Goliath durchsetzt, ist einer der ersten, ursprünglich von 20th Century Fox produzierten Filme, die nach der Übernahme des Traditionsstudios nun von Disney in die Kinos gebracht werden. Filmfans weltweit bangen inzwischen, ob es Werke wie dieses im stromlinienförmigen, familienfreundlichen und knallhart erfolgsorientierten Mäuse-Unternehmen künftig noch geben wird. \
„Le Mans 66 – Gegen jede Chance“
USA/F 2019 // R: James Mangold
Start: 14.11. | 152 Minuten | FSK noch offen
Bewertung der redaktion
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