Am frühen Dienstagmorgen ist noch nicht viel los auf dem Wochenmarkt in Aachen-Brand. Die Abstände zwischen den Ständen sind groß und die obligatorischen 1,5 Meter vorschriftsmäßig mit Pylonen, Klebebändern oder anderen Hilfsmitteln markiert. Bei Triple A Kitchen rüsten sich Alice und Addi Faßbender für das Tagesgeschäft. „Aah, letztes Mal war der Chai gar nicht richtig warm, ich mache Dir flott ‘nen Richtigen! Wobei „flott“ ist relativ, der muss halt ‘ne Weile ziehen“, ruft mir Alice entgegen, während ich die Tafeln mit dem Tagesangebot studiere.
Stimmt, letzte Woche war das würzige Getränk mit Hafermilch nicht wirklich warm, geschmeckt hat es trotzdem. „Eigentlich könnt ihr das im Sommer direkt als Ice-Chai anbieten“, antworte ich und flugs entsteht ein lockeres Gespräch um die passenden Gewürze, schließlich wird der Chai hier nach einem authentisch asiatischen Rezept zubereitet – mit Kardamom, Nelke und Muskat sowie Schwarztee und – als vegane Alternative zur normalen Kuhmilch – Hafermilch.
Aktuell machen die coronabedingten Einschränkungen auch den beiden Betreibern von Triple A Kitchen zu schaffen, denn normalerweise sind sie das Jahr über auf Märkten wie dem Biomarkt am Münsterplatz, dem After-Workmarkt in Burtscheid oder auf Festivals mit ihrem Vegan Oriental Food anzutreffen. Vor ziemlich genau vier Jahren, am 5. Mai 2017, starteten sie ihr Business-Abenteuer und haben es kontinuierlich mit viel Herzblut aufgebaut.
„Wir bleiben jetzt mal optimistisch“, sagt Alice. „Für den Herbst haben wir noch einige Termine gebucht, da hoffen wir natürlich, dass sie stattfinden dürfen, denn man geht dabei ja erst ‘mal in Vorkasse.“ Denn nicht nur die Absagen publikumsträchtiger Festivals sind ein krasser Einschnitt, auch das Verbot größerer privater Feiern wirkt sich derzeit auf die gesamte Cateringbranche aus. Derzeit sind Kreativität und Flexibilität das höchste Gut in der Gastronomie, aber die wirtschaftlichen Folgen sind überall fatal, auch bei Triple A Kitchen mussten staatliche Hilfen zum Überleben angefragt werden, außerdem wurde ein Spendenaufruf gestartet. „Ein weiterer Tag auf dem Markt wäre natürlich schön“, sagt Alice. „Momentan sieht es zwar nicht danach aus, als könnten wir auch samstags unsere Sachen hier anbieten, aber vielleicht ergibt sich ja doch noch etwas.“
Die Marktbesucher haben sich längst an den roten Wagen mit den Wimpeln gewöhnt und fragen öfters nach dem Tagesgericht. Heute ist es eine Harira-Suppe, ein traditionelles marokkanisches Ramadangericht mit Kichererbsen, Linsen, Stangensellerie, Tomaten und einer Reihe von Gewürzen.
Ich entscheide mich für das „Geniale Gemüsecurry mit Basmatireis“ (6 Euro) und die „sensationellen Samosas mit Joghurt-Minzdip“ (5 Euro), die ich hübsch verpackt mitnehme und später zuhause – nach dem Fotografieren – aufwärmen und zu Mittag essen werde. Ein schönes, würziges Essen, bei dem das Gemüse wunderbar mit den vielen Kräutern und Gewürzen harmoniert und für eine angenehme Schärfe sorgt. Und auch die Samosas halten ihr Versprechen: Die gut gewürzte Füllung mit Kartoffeln, Möhre und Erbsen ist wirklich sensationell lecker! Und der Chai to go ist tatsächlich so charmant, dass er heiß und kalt gleichermaßen gut schmeckt.
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