Das Centre Charlemagne hat seit November eine neue Wechselausstellung am Start: Unter dem Motto „Tatort Heimat – True Crime aus der Region“ zeigt das Stadtmuseum die facettenreiche Welt von Verbrechen und Justiz. Vom Kaffeeschmuggel über kriminelle Prominenz bis hin zu modernen Fällen der Cyberkriminalität – die Ausstellung präsentiert spektakuläre Kriminalfälle und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft. Und das alles natürlich mit besonderem Blick auf die Region.
Während man im Untergeschoss des Museums entlang eines Zeitstrahls auf Spurensuche durch Aachens Stadtgeschichte von vorgeschichtlicher Zeit über die römische Besiedelung und das mittelalterliche Aachen samt Karl dem Großen bis zu Napoleon und der Industrialisierung gehen kann, werden in einem „aufgeständerten Dreieck“ zweimal jährlich Wechselausstellungen mit regionalem Bezug inszeniert. Die Themen reichten dabei von Schmuggelgeschichten im Grenzgebiet und Aachener Kneipen und Bierbrauereien über Hexenwerk und den Öcher Bend bis zur aktuellen Ausstellung „Tatort Heimat“.
Mit rund 250 Exponaten und einem begleitenden Podcast zu 30 True-Crime-Fällen lädt „Tatort Heimat“ ein, Einblicke in die Arbeit der Strafverfolgung und in die komplexen Herausforderungen der Rechtsprechung zu gewinnen. Dabei widmet sich die Schau nicht nur historischen Ereignissen, sondern beleuchtet auch aktuelle Themen und die Rolle der Medien.
Kuratorin Myriam Kroll hat, unterstützt von Holger Hermannsen, 30 Kriminalfälle ausgewählt, die im kollektiven Gedächtnis der Region nachhallen. Ausgehend von der Geschichte des wehrhaften Schmieds im 13. Jahrhundert führt der Rundgang durch die Ausstellung zu einem nostalgischen VW-Käfer als Polizei-Fahrzeug und einer originalgetreuen Zelle aus der JVA Aachen.
Die Exponate wirken antiquiert, und zeigen doch die Ernsthaftigkeit der Polizei- und Justizarbeit. Ergänzt wird die Ausstellung durch zahlreiche Leihgaben aus der forensischen Pathologie, wie Spurensicherungsinstrumente und ein detailgetreu ausgestatteter Sezierraum, aber auch Funde aus der Asservatenkammer der JVA Aachen. Kriminalfälle wie die Geiselnahme in der Landeszentralbank 1999 werden ebenso thematisiert wie der Contergan-Skandal und das Verfahren gegen das Aachener Pharma-Unternehmen Grünenthal wegen vorsätzlicher und fahrlässiger Körperverletzung, fahrlässiger Tötung und schweren Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz. Doch die Ausstellung ist mehr als eine Rückschau auf vergangene Verbrechen. Sie wirft auch Fragen zur Rolle staatlicher Kontrollstrukturen und des gesellschaftlichen Konsenses im Umgang mit Straftaten auf. „Tatort Heimat“ beleuchtet, wie Medien Kriminalfälle aufgreifen und welche Verantwortung sie dabei tragen.
Neben historischen Exponaten und medialen Darstellungen vergangener Fälle werden auch aktuelle Herausforderungen berücksichtigt: Die Ausstellung bietet dabei Einblicke in die Veränderungen in den Bereichen Strafverfolgung und Rechtsprechung und reflektiert auch die Entwicklung der Polizeimethoden. Von klassischen Spurensicherungswerkzeugen bis hin zur modernen digitalen Forensik – „Tatort Heimat“ zeichnet nach, wie sich die Aufklärung und Bestrafung im Laufe der Zeit gewandelt haben. In regelmäßigen Führungen durch die Ausstellung sowie im begleitenden Podcast kommen Polizei-, Justiz- und Medienvertreter zu Wort, die von den Fällen, ihrem Alltag und den Herausforderungen ihres Berufs berichten. Beim Museumsbesuch empfiehlt sich ein Abstecher in den Shop (Stichwort: Geschenk-ideen!) und ins Café Karls, wo man mit Blick auf den Katschhof ein Stückchen Kuchen essen und Kaffee trinken kann. Das gefällt – genau wie das museumspädagogische Programm – auch kleinen Besuchern, die hier einen kurzweiligen Einblick in die Aachener Stadtgeschichte erhalten.
bis 27.4.
„Tatort Heimat! True Crime aus der Region“
Centre Charlemagne, Katschhof, Aachen
Öffentliche Führungen:
So 15 Uhr, Treffpunkt Museumskasse, Museumseintritt zzgl. 2 Euro
www.tatortheimat.de
RAND
NOTIZ
Das Centre Charlemagne wurde 2014 als Neues Stadtmuseum eröffnet. In das 1957 bis 1960 von Gerhard Graubner, einem der bedeutendsten Vertreter der Stuttgarter Schule, erbaute, denkmalgeschützte Verwaltungsgebäude, implementierten die hks-Architekten Jochen König und Thomas Croon 2009 das Centre Charlemagne.
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