Von Richard Mariaux
Kultur ist wieder möglich. Mit einem Corona-Sicherheitskonzept wird die Burg über den Sommer Standort für Musik, Comedy, Kabarett und Open Air-Kino.
Das Anfang des Jahres feststehende Programm 2020 der Burg Wilhelmstein ist passé. Schnell wurde den verantwortlichen Programmplanern Herbert Hansen und Axel Heusch vom Büro Burg Wilhelmstein klar, dass es vielleicht nichts werden würde mit den traditionellen Sommerveranstaltungen in Würselen-Bardenberg. Axel Heusch: „Das traf uns genau zu dem Zeitpunkt, wo wir die Programmplanung abgeschlossen hatten. Es stand alles und am Anfang dachte ich noch: Okay, wir sind mit unserem Programm eher spät dran im Jahr, das wird noch.“
Herbert Hansen: „Es war so vieles unklar. Wir haben in die Verträge reingeschaut. Was passiert eigentlich, wenn wir absagen müssen? Wir haben schnell gemerkt, dass alle Agenturen ja das gleiche Problem hatten. Wir waren letztendlich auch froh, dass wir dann in die Offensive gegangen sind, nicht die drei Monate aussitzen wollten, sondern komplett abgesagt haben.“
Absage folgt auf Absage
Vor allen Dingen die Kulturszene traf der Shutdown hart. Bis heute sind zaghafte Veranstaltungsversuche in unserer Region eher Mangelware. Erstes Opfer im Mai wurde der „Eupen Musik Marathon“, abgesagt wurden unter anderem außerdem die „Kurpark Classix“, „Pink Pop“, „Les Ardentes“, das „Kimiko-Festival“ auf dem Campus Melaten, das „Eschweiler Music Festival“ und zuletzt auch das „Aachen September Special“.
Zumindest für die Burg Wilhelmstein gilt, dass die meisten der ursprünglich verpflichteten Künstler 2021 auf der Burg auftreten werden. Das jetzt im Sommer stattfindende diesjährige Programm musste vollkommen neu auf die Beine gestellt werden. Doch es sieht keineswegs so aus, als wäre es mit heißer Nadel gestrickt.
Eine richtige Überraschung ist sicherlich die Verpflichtung von The Deadly Bros., einer Trioformation, die sich Helge Schneider (Hammondorgel), Henrik Freischlader (Gitarre) und Pete York (Schlagzeug) in diesen Corona-Zeiten ausgedacht haben. Die Drei werden gewiss einen ebenso musikalisch erstklassigen wie schrägen Querschnitt aus den diversen Glanzzeiten des Jazz, Blues, Pop und Rock auf die Bühne bringen.
Auch das Lagerfeuer Trio feiert nach rund 700 Auftritten auf der Burg sein 15-jähriges Bandjubiläum im August. Die ebenfalls gebürtigen Aachener Simon Oslender (im Trio) sowie Pat Appleton und Christoph Titz (& Band) werden dann im September die Schlusspunkte unter einen Burg-Sommer mit rekordverdächtigen 31 Veranstaltungen setzen.
Der technische Ablauf in Coronazeiten
Die Karten zu den Veranstaltungen auf der Burg werden bei Ausfall zu 100 Prozent zurückerstattet, es gibt keine Gutscheinangebote oder ähnliches wie es noch im März bei vielen Absagen gehandhabt wurde.
Beim Ticketkauf werden die Daten der Käufer anonymisiert erfasst. Beim Einlass werden ansonsten keinerlei Daten abgeglichen, sondern nur die normalen Tickets vorgezeigt. Axel Heusch: „Unser Vorteil ist, dass wir eine gute Infrastruktur auf der Burg haben. Feste Sitzplätze, die zwingend erforderlich sind wegen der Nachverfolgbarkeit, sowie mehrere Möglichkeiten für Ein- und Ausgänge. Es wird auch keine Pausen geben. Bei einem normalen Festival, wo die Leute sich frei bewegen können, sind solche Vorkehrungen natürlich nicht zu machen.“
Aber werden die Besucher strömen? Oder verhalten sie sich zaghaft wie aktuell bei ihren Plänen für den Sommerurlaub, bei dem sie lieber im eigenen Land bleiben, anstatt die Sehnsuchtsorte an den Küsten Europas zu besuchen? Die Burg ist da optimistisch: „Man hat ja auch den eigenen Druck. Es konnte ja nicht ewig so weitergehen. Man muss mit den Vorkehrungen und Verordnungen, die man hat, eben verantwortungsvoll umgehen. Natürlich gehen wir ein finanzielles Risiko ein. Wir glauben zwar, dass die Leute hungrig sind nach Kultur, wissen aber letztlich nicht, ob sie wirklich kommen“, sagt Herbert Hansen. Und Axel Heusch ergänzt: „Die Leute sind schon noch verunsichert. Das wird langsamer anlaufen. Vielleicht kaufen die Menschen erst eine Woche vorher ihre Karte – aber sie werden kommen.“ \
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