Herr Hirtz, wie ist es Ihnen und Ihrem Theater in den letzten Monaten ergangen?
Die schlimmste Erfahrung, die mir das Corona-Virus beschert hat, war, meinen eigentlichen Beruf, also die künstlerische Arbeit, von jetzt auf gleich nicht mehr ausüben zu können. Und da spreche ich mit Sicherheit für alle meine Kollegen. Wir waren alle auf Entzug! Fünf Monate konnte nicht geprobt und gespielt werden. Das war hart für das ganze Team. Auf der anderen Seite lief die Verwaltung bei uns auf Hochtouren. Ständig neue Regeln, Änderungen, Anträge, dazu Fragen unserer Besucher und Ticketrückgaben. Und dann kommt natürlich die finanzielle Belastung hinzu. Keine Aufführungen bedeuten keine Einnahmen. Aber hier muss ich sagen, dass wir große Solidarität vom Förderkreis, von den Sponsoren und den Zuschauern bekommen haben. Wir haben nicht nur einmal gehört: „Sie müssen überleben! Das Das Da Theater darf nicht untergehen.“ Und in dem Fall waren das mehr als leere Worte. Und das bestärkt. Gerade, wo es sonst überall hart auf hart kam. Wenigstens konnten wir trotz Krise unsere vertraglichen Vereinbarungen mit allen Künstlern einhalten.
Und wie geht es jetzt am Das Da weiter?
Jetzt haben wir den Betrieb wieder hochgefahren. Wir haben uns für die laufenden und kommenden Aufführungen um alle Genehmigungen, neue und erweiterte Sicherheitskonzepte gekümmert – angefangen mit verändertem Einlasskonzept ohne Warteschlangen und ohne Pause während des Stücks, Hygieneverordnungen, Maskenpflicht und sogar Plexiglas vor der Bühne, wenn wir den Mindestabstand von vier Metern nicht einhalten können. Das stellt uns natürlich vor enorme Herausforderungen. Lichtkonzepte müssen überarbeitet werden. Der Transport und Aufbau unseres mobilen Kindertheaters in Schulen und Kitas stellt uns logistisch auf die Probe. Aber auch hier geben wir unser Bestes, um den Betrieb wieder aufzunehmen. Die pädagogische Arbeit ist einfach extrem wichtig. Auch da bekommen wir großen Zuspruch von Kitas und Schulen. Aber wir wissen auch: Einen sorgenfreien Umgang wird es in nächster Zeit einfach nicht geben.
Was bedeutet das für Ihre Arbeit?
Vor allem mehr Arbeit und mehr Kosten. Man mag sich ja vielleicht vorstellen, dass allein Plexiglas gerade einen horrenden Preis hat. Und auch der personelle Aufwand ist enorm. Aber wir wollen verantwortungsvoll mit der Situation umgehen, in einem geschützten Rahmen spielen und unseren Zuschauern, die sich wieder bereit für das Theater fühlen, ein sicheres Umfeld bieten, auch wenn das bedeutet, dass wir die schwarze Null in diesem Jahr wohl kaum erreichen können. An dieser Stelle hoffen wir auf öffentliche Hilfe. Als gemeinnützige GmbH passen wir einfach oft nicht ins Raster.
Sie sind dennoch optimistisch, dass der Spielbetrieb gut angenommen wird?
Das muss man jetzt einfach sehen. Wir zwingen ja niemanden ins Theater zu gehen. Wir geben die Möglichkeit und halten uns an alle Vorgaben. Dabei beruht unser Konzept auf drei Säulen. Zum einen den gesetzlichen Vorgaben, dann alles was wir on-top machen und natürlich die Eigenverantwortung der Zuschauer. Wer sich der Situation nicht gewachsen fühlt, kann nach wie vor seine gekauften Tickets gegen eine Gutschrift zurückgeben.
Das Stück „Auf und davon“ wird im September und Oktober im Eurogress spielen. Wann glauben Sie, dass der Betrieb in der Liebigstraße wieder starten kann?
Ich hoffe, dass wir am 31. Oktober wieder eine Premiere feiern können. Allerdings haben wir bis dahin hier im Haus noch Großes vor. Wir planen das Foyer von 79 auf 170 Quadratmeter zu vergrößern, damit man sich auch bei schlechtem Wetter im Haus mit dem nötigen Abstand bewegen kann. Wir sind hier alle zuversichtlich und geben unser Bestes. Sicher sein kann man sich zur Zeit ja leider selten. Aber, ich kann versprechen: Unser Theater gibt nicht auf. Selbst wenn eine zweite Corona-Welle kommt, wir haben schon die nächsten Pläne in der Schublade! \
Aktuelles Stück
„Auf und davon“ von Maren Dupont und Tom Hirtz wird derzeit im Brüssel Saal im Eurogress gezeigt. Die geplanten Vorstellungen von April und Mai wurden auf die Monate September und Oktober verlegt. Spieldauer 1,5 Stunden ohne Pause. Tickets gibt es unter www.dasda.de.
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