Wie Marionetten hängen sie von der Decke. Vier Frauen, vier Geschichten, vier Reden, vier Schicksale. Und Worte aus 2.000 Jahren Geschichte, die aus dieser Sicht nie laut gehört wurden. Ungehalten eben. Dabei sind die vier Frauen alles andere als fremdbespielte Marionetten. Es sind Frauengestalten aus Geschichte, Literatur und Mythos, die harte Worte finden für den Mann ihrer Träume, beziehungsweise ihrer Albträume. Und wirkt es zuerst, als würden sie leblos von der Decke hängen, erwachen sie nach und nach zum Leben und erzählen ihre Version der Geschichte, die man sonst immer nur aus dem männlichen Mund gehört hat. Unerhört ungeheuerliche Geschichten kommen da zutage. Den Anfang macht Christiane von Goethe (Barbara Portsteffen) die in Tracht und mit spitzer Zunge auspackt, was der liebe Goethe abseits vom Schreiben so trieb, gefolgt von der Kameliendame (Svenja Triesch), die dem Tod sehr nahe ist, da sie sich mit Schwindsucht infiziert hat. Sie nimmt es locker: „Ich habe rasch gelebt, jetzt will ich rasch sterben.“ Aber vorher wird mit Worten abgerechnet. Außer Puste, aber innerlich befreit, brüllt sie dem Geliebten in Gedanken an den Kopf: „Jetzt sind wir quitt!“
Danach spricht eine weitere berühmte Dame über ihren berüchtigten Mann: „Bist du nun glücklich, toter Agamemnon?“, fragt Klytämnestra (Mona Creutzer) an der Bahre des Königs von Mykene. Als wohl erste schwarze Witwe der Geschichte rechnet sie hart ab mit den Launen der Männer in der Antike und im Heute. Den Abschluss macht Eva Hitler, geborene Braun (Carolin Leweling), die als „Hitlergroupie Nummer 1“ zwar – wie viele andere Frauen – für den „Führer“ in den Tod geht, dennoch ihre Version der Geschichte hat. Beklemmend, ungeheuer amüsant, irre sprachgewaltig und witzig: Der Abend im Theater K hatte es in sich. Die vier Darstellerinnen haben es geschafft, den Zuschauer innerhalb von wenigen Minuten in ein ganzes Leben eintauchen zu lassen. Und am Ende des Abends haben wir etwas gelernt: Die Medaille hat zwei Seiten und abgerechnet wird zum Schluss! \ kw
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