„Schatz, brauchst Du noch lange da drin?“, schallt eine weibliche Stimme in den Zuschauerraum. Auf der Bühne sitzt ein Mann auf der Toilette und kann sich nicht von seinem Buch losreißen. Er studiert unnützes Wissen. Und damit geht sie los, die rasante Revue rund ums Thema, Fakten, Fake-News, Wissen, Glauben und Globoli.
Im Collage-Stil geht es clever verpackt in Gesang, Kostüm und Bühnenbild für die drei Darsteller Tina Schorcht, Carina Thurner und Marco Wohlwend von einer Episode in die nächste. Ob Paul nun beweisen will, dass Schokolade gesund ist (auf irgendeiner Homepage wird man auch für diese These Beweise finden), Korrelation nicht gleich Kausalität ist, Prozentzahlen nur Sinn ergeben, wenn sie richtig berechnet werden, Experimente mit Kloputzmitteln gemacht werden oder das Wissen der Zuschauer auf den Prüfstand gestellt wird: Das Premierenpublikum ist begeistert. Es gibt Szenenapplaus für die Darsteller, es wippen Füße und Köpfe während der Songs; wenn der Pointengroschen fällt, wird laut gelacht. Trotz der coronabedingt geringen Besucherzahl in der Kammer wurde auf der Bühne agiert, als würde der Zuschauerraum zum Bersten voll sein und auch noch Zuhörer vor dem Saal von der Energie angesteckt werden. Gesanglich wie darstellerisch eine tolle Leistung, für den kultursuchenden Zuschauer ein toller Abend.
Übrigens, eine Agraffe ist das dünne Drahtgerüst, das den Sektkorken auf der Flasche hält. Damit lässt sich beim nächsten geselligen Abend mit Fachwissen klug …, sorry, punkten. Manchmal braucht man es eben, das unnütze Wissen! Und manchmal braucht man es auch im Theater. \ kw
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