Ende Februar 2020, als es einen ersten Coronaverdacht im Theater Aachen gab, hatte Intendant Michael Schmitz-Aufterbeck eine erste Ahnung, dass ihn diese Problematik noch beschäftigen würde. Plötzlich gab es auf der ganzen Welt Meldungen über ein sich schnell verbreitendes Virus. Abstands- und Hygieneregeln waren die erste Folge. Am Theater Aachen wurde überlegt, wie man diese auch auf der Bühne einhalten kann. Das Publikum sei noch relativ angstfrei gewesen, erinnert sich Schmitz-Aufterbeck. Die letzten Vorstellungen und Premieren vor dem ersten Lockdown waren gut besucht. Eine Woche später kam er dann. Für die Künstler hieß das: Stillstand. Für den Intendanten und sein Team: Umplanen.
Knapp ein Jahr später fährt das Theater immer noch auf Sicht. „Es hat sich seit dem ersten Lockdown wenig geändert. Politische Entscheidungen werden sehr kurzfristig getroffen und schließlich sind wir nicht die Entscheider. Je mehr die Spielzeit komprimiert wird, desto komplexer werden die Herausforderungen.“ Aber: „Man darf nicht in allem nur die Belastung sehen. Dagegen können wir nichts tun. Ich habe im letzten Jahr gelernt, dass man vor allem Geduld haben muss.“
Geduld und Ruhe möchte er auch seinen Mitarbeitern vermitteln. „Alle bei uns, die mit der Planung und Verwaltung des Hauses zu tun haben, sind momentan sehr gefragt, denn sie sind ständig mit der Organisation des Notstandes und der Zukunftsplanung beschäftigt. Mich bedrückt eher die Situation der Ensemblemitglieder.“ Sie sehnten sich danach, ihren Beruf auszuüben. „Man darf nicht vergessen, dass Schauspieler und Sänger den Beruf auch gewählt haben, weil sie dieses Ausdrucksbedürfnis haben. Alle fertigen Stücke, die jetzt nicht auf die Bühne können und nicht bis zur Premiere gelangt sind, fühlen sich für die Darsteller an wie eine ewige Geburt, die nicht beendet werden kann.“ Den Kontakt zum Publikum nicht zu verlieren, sei wichtig – für beide Seiten. So helfen digitale Aktionen wie „Wünsch dir was“ oder die Mahnwache vor dem Theater Aachen, das Theater weiterhin sichtbar zu halten.
Der Intendant selbst vermisse zwar den künstlerischen Teil seiner Arbeit, dem er lieber nachgehen würde als sich mit der Umsetzung von Schutzmaßnahmen zu beschäftigen, dennoch ist das Teil seiner Verantwortung. Das trägt er nach innen, wie nach außen. Schon im Mai vergangenen Jahres entschied er, einen übereilten Start für sein Haus nicht wahrzunehmen. Und auch jetzt steht er hinter seinem Wort, das Theater Aachen auch nach einer Beendigung des jetzigen Lockdowns erst zu öffnen, wenn ein geregelter Spielbetrieb für die Mitarbeiter auf und hinter der Bühne möglich und auch für die Sicherheit für Zuschauer sowie Darsteller gesorgt ist. \ kw
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