Von Kira Wirtz
Ein Jahr Lockdown, ein Jahr kein Theater. Oder zumindest fast kein Theater. Dennoch: An der Liebigstraße ist man bereit, wieder auf die Bühne zu gehen. Theaterleiter Tom Hirtz erklärt wie es weitergeht, welche Stücke in der Mache sind und warum ein Streaming eines Stücks die Erfahrung Theater nicht ersetzten kann.
Schön, groß und luftig ist das neue Foyer in der Liebigstraße. Das typische Blau des Das Da-Theaters leuchtet von Wänden und Strahlern. Tom Hirtz und Team sind sichtlich stolz auf die Umbaumaßnahmen im letzten Jahr und hoffen natürlich, bald wieder zahlreiche Gäste hier zu empfangen. Hier oder auf der Freilichtbühne auf Burg Wilhelmstein oder im Kennedypark. Hauptsache wieder Theater. Denn der Wille zu spielen ist ungebrochen. „Es ist wohl unstrittig, dass Kultur uns als Menschen ausmacht. Uns abhebt von Tieren. Wir brauchen Bildung, Austausch und Reflexion. Wir wollen intellektuelle Unterhaltung“, steigt Hirtz ins Gespräch ein. Und es stimmt. Theater schafft einen Mehrwert. Geht man nach einem Theaterbesuch nach Hause, hat man definitiv etwas gewonnen und mehr im geistigen Gepäck als zuvor. „Das kann ein kleiner Denkanstoß sein oder ein Ohrwurm. Und das sehe ich als unsere Aufgabe. Wir wollen auch in Zukunft unterhalten, Geschichten des Lebens auf der Bühne erzählen. Und das ohne erhobenen Zeigefinger!“
Für Große
Die nächste Produktion, das Musical „Hair“, wird derzeit geprobt. Evergreens wie „Aquarius“ und „Let the Sunshine in“ machen „Hair“ zu einem Meilenstein der Popkultur. Entstanden in den späten 1960er Jahren ist die Geschichte um eine Gruppe Hippies, die für eine gerechtere Gesellschaft eintritt, bis heute eines der beliebtesten Musicals. Das Das Da Theater bringt „Hair“ auf die Burg Wilhelmstein – mit Dialogen in deutscher und den Songs in englischer Sprache. „Der Probenbetrieb ist zurzeit (Stand Ende März) erlaubt. Generell haben wir fünf Inszenierungen fertig. Drei für Kinder, zwei für Erwachsene.“
Angst, dass nach dem Lockdown nicht mehr genug Menschen ins Theater strömen, hat Hirtz nicht. „Ich beschäftige mich viel mehr mit der Frage: „Was ist Kultur wert?“. Daher habe ich ja auch den Kulturentwicklungsplan aufgestellt. Es ist wichtig, dass Theater gefördert wird, damit es alle Gesellschaftsschichten erreichen kann. Damit Theater nicht nur etwas für Privilegierte ist. Das Bedürfnis nach Kultur ist nach wie vor da. Wir hören das durch Zuschauerstimmen heraus, als auch durch Anfragen von Schulen und Kitas.“
Warum dann aber kein Streamingangebot für die Zeit, in der man nicht ins Theater kann? „Unsere Kunstform ist die Bühne. Wir können nicht besser sein als der Film, wir schaffen aber eine andere, nähere Sicht auf die Geschichte. Wir punkten durch die Nähe zum Publikum.“
Für Kleine
Bei theaterpädagogischen Angeboten sieht das allerdings etwas anders aus. Hier werden unterschiedliche digitale Formate geschaffen. Neu ist zum Beispiel „Das Da plus – Der digitale Mitmachworkshop“, der live von der Bühne in Kitagruppen und Schulklassen übertragen wird und man so mit den Kindern in Interaktion treten kann. Parallel dazu bekommen die Kinder analoge Boxen, gefüllt mit Material zum Mitmachen. Themen wie Angstbewältigung und Mut sind hier geplant. Generell ist die Stimmung im Ensemble gut. Hirtz vermittelt an alle aus dem Team ein Gefühl der Sicherheit. Das Ensemble wurde bis Sommer 2022 verlängert, das Programm an sich nur „eingefroren“. „Es steht alles, wir warten nur auf das offizielle Go. Die Darsteller halten sich fit, sind bereit für die Bühne. Ehrlich gesagt sind wir alle heiß drauf!“
Und noch eine Botschaft klingt optimistisch und zukunftsorientiert: „Wir glauben an uns als Theater und haben den Mietvertrag kürzlich erst verlängert. Bis Ende 2034! Wir haben viel vor…“ \
dasda.de
Am Rande
„Hair“ spielt in den 60er-Jahren in New York. Eine Gruppe junger Langhaariger (daher der Name des Musicals) lebt und liebt sich in der pulsierenden Großstadt und setzt sich gegen die Einberufung der Soldaten in den Vietnamkrieg ein. 1968 wurde „Hair“ am Broadway uraufgeführt und gilt bis heute als eines der erfolgreichsten Musicals überhaupt. Karten gibt es voraussichtlich ab Mitte April, Aufführungen sind ab dem 3. Juni auf Burg Wilhelmstein geplant. \
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