Eine ungewöhnliche Kombination: Barockmusik trifft auf postkolonialen Widerstand. Das Theater Aachen inszeniert Henry Purcells „The Indian Queen“ als bildgewaltige Semi-Oper, in der die beschwingende Musik des 17. Jahrhunderts auf die aktuellen Kämpfe indigener Frauen in Ecuador trifft. Die Inszenierung des Colectivo Yama nutzt Purcells Opernfragment, um den Widerstand indigener Völker gegen die Ausbeutung ihres Landes durch internationale Konzerne zu thematisieren. In einer faszinierenden Verbindung aus historischer Musik und zeitgenössischen Themen treten indigene Frauen auf, die im heutigen Ecuador gegen die Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen kämpfen. Diese „Indian Queens“ stehen im Zentrum der Inszenierung, die durch Philipp Manuel Rothkopfs Darstellung von Henry Purcell eine ironische Metaebene erhält. Rothkopf gibt dem Komponisten als lebendige Figur eine Stimme, die sich über die Verfremdung seines Werkes wundert, nur um am Ende selbst Teil der Natur zu werden – mit einem Hirschgeweih statt seiner Perücke. Ein zentrales Element der Inszenierung sind die Videoeinspieler, die die Bühne mit Statements von Aktivistinnen ergänzen. Diese berichten von ihrem Widerstand gegen den Bergbau und der Zerstörung der Flüsse und Wälder. Die Kombination aus realen Berichten und der barocken Klangwelt schafft eine ungewöhnliche, aber kraftvolle Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Auch musikalisch bleibt der Abend stark. Das Sinfonieorchester Aachen unter der Leitung von Jori Klomp bringt Purcells Werke mit historischen Instrumenten wie der Theorbe oder Barocktrompeten zum Klingen. Die Gesangssolisten, darunter Larisa Akbari als Zempoalla, verkörpern ihre Rollen mit intensiver Bühnenpräsenz, während die bewegten Bilder auf Leinwänden die Konflikte in Ecuador aufgreifen. Ein Opernabend, der zeigt, dass Barockmusik und politische Aktualität durchaus koalieren können – mit einem emotionalen Schluss, der in den Protestgesängen Ecuadors kulminiert. Unbedingt ansehen! /kw 3., 17., 21.11. „The Indian Queens“ 19 Uhr, Großes Haus, Theater Aachen www.theateraachen.de
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