Hermia liebt Lysander, obschon sie Demetrius heiraten soll, der wiederum liebt Hermia und wird von Helena geliebt. In einer schönen Sommernacht kommen die liebestechnischen Verwicklungen dann zu ihrem Höhepunkt, als Elfenkönig Oberon mit Hilfe von Puck dann noch mal mehr Verwirrung stiftet. Soweit das Liebeschaos in Shakespeares „Sommernachtstraum“ in aller Kürze.
Regisseur Wolfgang Franßen steigt direkt in das mystische nächtliche Geschehen ein – um mithalten zu können, empfiehlt es sich, sich vorab die Details noch mal ins Gedächtnis zu rufen.
Während man als Zuschauer zunächst einmal von außen ganz um die mit Gucklöchern versehene Rundbühne herumgeleitet wird, bevor man sich in ihrem Inneren niederlassen kann, geht es auch schon los.
Franßen lässt die historischen Figuren wie in einem Varieté-Theater auftreten, zwei Bars mit zuziehbaren Vorhängen, jede Menge Glitzer. Jochen Deuticke als Titania ist sicher die schillerndste Figur des Abends: Mit Pailettenmantel ohne was drunter, Pumps, Glitzermütze und betont tuntiger Attitüde bringt er eine äußerst eitle Titania auf die Bühne. Schon er allein macht Franßens „Sommernachtstraum“ zur Komödie. Mona Creutzer gibt den Elfenkönig Oberon, souverän, bestimmt, Mona Creutzer eben. Eva Weissenböck und Dagmar Rösch sind Hermia und Helena, Hermia zunächst von sich überzeugt, selbstbewusst, Helena unterwürfig, devot dem Demetrius gegenüber. Nach Pucks Intrige wandelt sich das Blatt, man sieht, wie Geliebtwerden oder Nicht-Geliebt-werden einen Menschen verändern kann. Wertfrei bleibt das stehen.
Während die Intrigen ihren Lauf nehmen, fließen schätzungsweise 15 Liter Wein, Schampus und Härteres, Alkohol scheint die Aufregung erträglicher zu machen. Aufgelockert werden die doch recht komplexen Beziehungsgeflecht-Szenen durch Gesangseinlagen mit Liedern von Zarah Leanders „Nur nicht aus Liebe weinen“ bis hin zu Friedrich Holländers „Guck doch nicht immer nach dem Tangogeiger hin“. Besonders Weissenböck tat sich durch eine auffallend gute Stimme hervor.
Die Handwerker- Szene, in der Zettel und Co ihr Stück proben, steht dem Schillernden der Nacht entgegen, der Wald ist nicht ihr zu Hause – auf der Bühne verdeutlicht durch die einfache Kluft. Zettel wird zum Esel, die Esel-Szene hätte durchaus etwas unklamaukiger ausfallen können.
Nach sehr kurzweiligen knapp eineinhalb Stunden ist die Sommernacht vorbei, was außer einem sehr unterhaltsamen Abend hängen bleibt, ist: Die Irrungen und Wirrungen der Liebe bleiben dieselben, ob zu Shakespeares Zeit, ob im Varieté der Zwanziger Jahre, ob heute. Eine gelungene Auflösung eines Klassikers.
Text: Barbara Taxhet
Foto: Ludwig Moll
Termine im Januar:
13., 15., 16., 20., 21., 23., 28., 29., 30.1.
„Ein Sommernachtstraum“
20 Uhr, Theater K
WEITEREMPFEHLEN