Grimmig und fixierend verfolgt der vom Hals an querschnittsgelähmte Philippe das Treiben vor der Bühne, Premierenpublikum füllt die Sitzreihen, wartet auf die Theateradaption eines Welterfolgs.
„Ziemlich beste Freunde“, dieses kleine Filmwunder von Éric Toledano und Olivier Nakache, lockte vor drei Jahren allein hierzulande neun Millionen Besucher in die Kinos. Der (nach einer wahren Begebenheit verarbeitete) Stoff erzählt die Geschichte des am Rollstuhl gefesselten Philippe und dem quirligen Sozialhilfeempfänger Driss, der sich eigentlich nur eine Unterschrift fürs Amt sichern möchte, jedoch Eindruck hinterlässt und vom Pflegebedürftigen eingestellt wird.
Gelungene Umsetzung
Das ist der Rahmen und das zog auf der großen Leinwand so bezaubernd in den Bann. Zahlreiche Theater hieven nun Philippe und Driss auf die Bühne, streichen die Story zum Kammerstück zusammen – so auch Achim Bieler fürs Das Da Theater. Und die Umsetzung scheint zu gelingen: Wolfgang Kramer gibt den – nicht nur krankheitsbedingt – starr-hölzernen Philippe, kommandiert seine Assistentin Magalie (herrlich kühl: Lina Kmiecik) zwischen Schreibtisch und Krankenbett umher und verströmt Verbitterung.
Der Gegenpart Driss erhält dank Patrick Joseph jede Menge Witz, Lebendig- und vor allem Liebenswürdigkeit: „Ich komme nur wegen der Unterschrift, bleiben Sie ruhig sitzen“, ist nur ein flapsiger Spruch von vielen, die der am Rollstuhl gefesselte Philippe zu hören bekommt.
Nähe zum Film
Und genau darin muss wohl der Erfolg der Filmvorlage liegen – dieser unbekümmerte Umgang mit einem großen Schicksal, das sukzessive Abblättern des bleiernen Phlegmas und der lakonische Witz dieses ungleichen, tragikomischen Duos. Das funktioniert auch im Das Da Theater, bedient sich die Inszenierung eben der Originaldialoge. Und doch wünscht man sich hier und da einen neuen Einfall hinzu, eine behutsame Entfernung von der großen Leinwand, eine Entklammerung.
Die Videoeinspielungen zwischen den einzelnen Szenen etwa blicken zurück in Philippes unbeschwerte Vergangenheit, können freilich aber nicht manch eingängliche Filmszene herunterbrechen. Dennoch schafft es das Stück auf satte 120 Minuten Spielzeit. Nicht minder ausgiebig der Premieren-Applaus für ein frisch aufspielendes Ensemble. \ rt
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„Ziemlich beste Freunde“
20 Uhr (sonntags 18 Uhr)
Das Da Theater
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