Ein verlassener Orchestersaal. Überall stehen Stühle, Notenständer und einsame Instrumente herum. Dann betritt ein schlaksiger, fast schwächlich wirkender junger Mann die Bühne. Er stellt sich vor als Kontrabassist und beginnt dem Publikum zu versichern, dass der Kontrabass das eigentliche Fundament eines jeden Orchesters ist, dass ohne Kontrabass Musik gar nicht existieren kann.
So ergeht er sich in einer Abhandlung über die essentielle Bedeutung des stolzen Kontrabasses, die teilweise absurde Züge annimmt.
Krach statt Klang
Dabei trinkt er ein Bier nach dem nächsten und je länger das Zwiegespräch mit dem Publikum andauert, desto ehrlicher, ungeschönter und radikaler wird der Kontrabassist mit seinen Aussagen.
Es wird deutlich, dass er sein Instrument abgrundtief hasst, „diese bedauerliche Kreuzung aus Cello und Geige, die keinen Klang von sich gibt, sondern nur Krach!“
Dann ist da noch seine Liebe zu der Sopranistin Sarah, die zwar gemeinsam mit dem Orchester auftritt, aber nicht von der Existenz des Kontrabassisten weiß. „Wie auch, man hört mich ja nicht!“
Zwar beschwert sich der Kontrabassist darüber, dass sein Instrument zwei Stunden temperieren muss, bevor auf ihm gespielt werden kann, doch dann erzählt er, wie er den Kontrabass bei einer Autopanne während eines Schneesturms mit seiner Kleidung und seiner Körperwärme warm hielt. Eine zwiespältige Beziehung, bei der Liebe und Hass nah beieinander liegen.
Amüsante Spitzen
Mario Thomanek, der den Kontrabassisten meisterlich verkörpert, gelingt es, dem Zuschauer neben all der Abneigung auch die gleichzeitig fast erotische Liebe zu diesem Instrument und zur Musik insgesamt zu vermitteln.
Die Inszenierung von Tom Hirtz nach dem Roman „Der Kontrabass“ von Patrick Süßkind wartet mit viel fachlichem Wissen zu Musik auf, sowie amüsanten Spitzen gegen Wagner, Mozart & Co. und ist insgesamt ein wahres Vergnügen, an dem nicht nur Musikbegeisterte ihren Spaß haben. \ bb
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