Jenik liebt Maria. Maria liebt Jenik. Aber das interessiert Marias Eltern nicht, und den Heiratsvermittler Kecal schon gar nicht. Denn Maria, Tochter von Micha und Háta, ist schon seit Jahren zwecks Beilegung alter Schulden und Streitigkeiten dem Sohn von Krusina versprochen.
Welchem, das ist egal, denn er hat ja nur einen – denken alle. Bis auf einen: Denn Jenik weiß es besser: Er selbst ist der ältere Sohn des Krus?ina aus erster Ehe, den die Stiefmutter, die Mutter von Vasek, den Maria heiraten soll, vor Jahren in die Fremde vertrieben hat. Jenik aber hütet sein Geheimnis, auch vor seiner Geliebten.
Allein die Geschichte bietet eine breite Fülle an Charakteren, Gefühlen und Stimmungen. Da ist der dünkelhafte und sehr selbstgewisse Heiratsvermittler Kecal (bis zum bitteren Ende ernst und würdevoll gespielt von Woong-jo Choi), der von Jenik (Chris Lysack mit Witz und leisen Tönen) an der Nase herumgeführt wird. Kecal gehört ins Reich der Satire wie vor allem auch Háta (Sanja Radisic, sehr affektiert), die ihren dagegen sehr liebenswerten Sohn Vas?ek (mit Humor verkörpert von Keith B. Stronum) an die Frau bringen will.
Dass das dann nicht gelingt, kränkt den gutmütigen Jungen gar nicht: Er spielt doch jetzt in einem Zirkus mit und schwebt zum Schluss ganz wundervoll an einem Luftballon fast über die Menschenmenge hinweg. Er ist keine Karikatur, er ist anrührend.
Andere Töne trifft Maria (facettenreich: Camille Schnoor): Gerade noch hat sie ihrem Verlobten Jenik überzeugend klargemacht, wie rachsüchtig sie werden kann, hatte sich gerade noch gegenüber Kecal standhaft geweigert, auf den Heiratsvertrag der Eltern einzugehen, sucht sie nun Vasek auf, der sie aber gar nicht kennt – wozu auch, er soll sie ja nur heiraten.
Und nun malt sie dem ahnungslosen Vasek aus, wie schrecklich diese Maria ist, wie sie ihn tyrannisieren wird, wie er ihr ausgeliefert sein wird. Was burlesker Spott sein könnte, wird in dieser sehr unterhaltsamen Inszenierung zu einem kleinen anrührenden Drama: Vasek ist verlegen, er stottert (ein in Musik gesetztes Stottern, dass Stronum noch realistischer macht), er glaubt Maria jedes Wort, er wird immer ängstlicher und je mehr er sich von ihr beschützt glaubt, desto mehr liebt er sie dafür, dass sie ihn so selbstlos vor seinem Unglück retten will.
Und nur am stummen Spiel Marias wird deutlich, wie sehr sie das rührt und wie schlecht sie sich bei ihrem falschen Spiel fühlt. Aber sie braucht sein Versprechen, Maria nicht zu heiraten, sie muss es zu Ende bringen – und er schwört es.
Anders ist die Begegnung zwischen Jenik und Kecal: Kecal als Heiratsvermittler mit fundamentaler Menschenkenntnis weiß genau: Geld regiert die Welt. Und er hat Recht: Jenik verkauft seine ach so geliebte Braut für 300 Dukaten. Nur weiß Jenik, was Kecal nicht weiß: Er ist auch ein Sohn des Micha …
Musikalisch bildet die Oper diese ganze Breite an „Stimmungsschwankungen“ der Geschichte kongruent ab: Vom lyrischen Duett über burleske Dialoge und temperamentvolle Tänze und Chöre bis wieder zu verzweifelten Arien, wenn Maria ihren Glauben an Jenik verliert, ist alles vorhanden. Und dem werden alle Sänger wunderbar gerecht. Das macht den Besuch so unterhaltsam.
Das Orchester spielt sehr präzise und temperamentvoll. Das macht Spaß. Aber es lässt manchmal die leisen Töne der Protagonisten nicht zu. Das ist schade. \
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