Roter Vorhang, dunkler Teppich, braune Holzvertäfelung. Es ist düster und irgendwie ungemütlich. Man begrüßt sich als Genosse. Schreitet im Stechschritt über den roten Läufer auf dem sonst dunklen Teppich. Uniformen werden getragen. Wir befinden uns in irgendeinem kommunistisch geprägten Land. Irgendwann um 1940. Irgendwo in Osteuropa. Und doch wird der Inhalt des Stückes aktuell sein wie heute.
Jean-Paul Sartres „Die schmutzigen Hände“ wurde 1948 geschrieben. Und es geht um die uralte Frage: Pragmatismus oder Idealismus in der Politik. Genauer: Rechtfertigen Ideale einen politischen Mord.
Hugo Barine (Alexander Wanat), ein junger Kommunist, kehrt aus dem Gefängnis zurück. Er saß, weil er den Parteisekretär Hoederer (Karl Walter Sprungala) im Auftrag der Partei erschossen hat. Jetzt will sich Hugo rückversichern, dass die Partei hinter ihm steht. Doch: Hat er wirklich seinen Auftrag erfüllt? Oder eine Kurzschlusshandlung aus Eifersucht begangen?
Dieser Sache muss man auf den Grund gehen und so wird die Zeit zwei Jahre zurückgespult. Die Darsteller laufen in Windeseile wichtige Szenen, die man später noch sehen wird, ab; absolut clever gemacht von Regisseur Sebastian Martin. Ohnehin hört man im Publikum gerade zu Anfang des Stücks vereinzelte Lacher und offensichtliches Erstaunen. Die Inszenierung nimmt ordentlich Fahrt auf. Es wird telegrafiert, dass das Mikrofon knarzt, schnell gesprochen (Tim Knapper würde hier den ersten Platz im Schnellsprechwettbewerb gewinnen), sich in Slow Motion bewegt, mit schwarzen Koffern das Hütchenspiel gespielt, Bomben hochgejagt und natürlich diskutiert und geneckt. Gerade das junge Pärchen – Hugo und seine Frau Jessica (Marlina Adeodata Mitterhofer) zeigen ein tolles Miteinander. Man weiß nie, was gemeint sein könnte. Generell lässt sich sagen: Die junge Dame hat Pepp und flirtet ab Minute eins mit allem und jedem.
Mitterhofer als leicht gelangweilte, kaum politikinteressierte und stark laszive junge Ehefrau ist definitiv optimal besetzt und wird sehr schnell zum Publikumsliebling. Thomas Hamm und Tim Knapper in den ihren Doppelrollen als harte Ideologen und einfach gestrickte Handlanger sind ebenfalls amüsant und gut. Das Herzstück bildet allerdings der Dialog zwischen Hoederer und Hugo. Wanat als hin- und hergerissener Intellektueller mit anfangs klarem Ziel und dem charismatischen, bereits schmutzige Hände haben den Parteivorsitzendne. Petya Alabozova als Olga hat leider nicht viel Bühnenzeit, was ihr Leistung allerdings nicht schmälert. \ kw
5., 12., 15 + 30. 12, 9., 19.+30.1.
„Die schmutzigen Hände“
20 Uhr, Kammer, Theater Aachen
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