Aufgepasst, liebe Leute, jetzt kann getanzt werden, jetzt kann geguckt werden, jetzt kann mitgewippt und mitgefiebert werden: Denn Tony Manero, der Disco-König von und aus Brooklyn, liebt es nicht nur zu tanzen, sondern auch mit seinen Kumpels Frauen aufzureißen und den Macho raushängen zu lassen.
Es ist Ingmar Ottos, Intendant am Grenzlandtheater, erstes Regie-Stück ebendort und bei der Premiere lag ihm das Publikum zu Füßen. Führte er noch etwas aufgeregt in das Stück ein, konnte er sich nach dem ersten Song, der schon lauten Applaus und ein paar Jubelrufe mitbrachte, wahrscheinlich entspannt zurücklehnen. Modern und frech war die Inszenierung, für die eher kleine Bühne waren die Choreografien von Maja Sikora vom Aufbau des Ensembles so clever, dass man keiner Zeit das Gefühl hatte, Tänzer und Sänger hätten keinen Platz. Apropos denken: Dachte man zu Beginn vielleicht noch „Ist das nicht was laut“, wollte man es später noch lauter. Und hatte man anfänglich vielleicht noch ein paar Schwierigkeiten, den Tony-Darsteller Timo Stacey nicht mit John Travolta, der den Titelhelden in der Verfilmung spielte, zu vergleichen, erledigte sich auch das. Diese Inszenierung war nämlich in keinster Form eine Filmkopie, sondern eine eigene Version. Die zehn Darsteller schlüpfen teilweise in mehrere Rollen, mal im sexy Aerobik-Outfit, dann im Glitzer-Disco-Hemd, mal werden Ballettschläppchen gegen Tango-Schuhe getauscht. So rasant dieser Mix, so ruhig wirkt das Bühnenbild, das sowohl Disco, Wohnküche und Ballettstudio sein kann. Gesanglich überzeugten alle, herauszuheben wären vermutlich Karina Kettenis, als Annette und Björn Schaeffer, als Bobby C., die neben den beiden Hauptrollen die größten Rollen innehatten.
Trotz der umfassenden Nebenhandlungen zum zentralen Punkt des Tanzwettbewerbs war der Abend kurzweilig, trotz der teilweisen Schwere der Themen (Vergewaltigung, Tod) unterhaltsam und an vielen Stellen amüsant. Das Publikum dankte es dem Regisseur und Darstellern mit Standing Ovations. \⇥kw
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