Die Halle im Erdgeschoss ist jetzt Ort und Platz für Bühne und Publikum. Die Einführung übernahm Mona Creutzer – unaufgeregt, aber stolz, die neue Spielstätte vorzustellen. Die beiden anderen K-ler, Annette Schmitt und Jochen Deuticke, wirken im Stück mit. Und das begann sofort. Eine Art erhöhtes, modulares Kreuz deutete die Bühne an. Dahinter eine riesige Leinwand, links daneben die Musiker. „Dieser Eine“ ist eine multimediale Inszenierung mit Schauspiel, Musik und Videoprojektionen nach einer Erzählung von Walter Bauer.
Mit Gespür für große Worte trägt Annette Schmitt den schweren Text mit Leichtigkeit vor. Es geht um Schuld und Reue eines Soldaten, der Befehle annahm und im Nachhinein daran innerlich zerbrochen scheint. Ist es die persönliche Schuld? Hätte man sich Befehlen verweigern können? Oder sollen? Während Schmitt Bücher in einem Koffer verstaut und unter die Bühne schiebt, kommt sie direkt auf den Punkt: „Was die anderen dabei gedacht haben, das wusste er nicht… Dieser Tag im November wurde zur Mitte seines Lebens.“ Starr steht Deuticke auf der Bühne, das Gesicht leer und doch quillt es über voll innerem Schmerz. Die klobigen Boots und der grüne Militärmantel scheinen die Gestalt im Inneren aufrechtzuerhalten. Als Stütze hat er noch sein riesiges Gewehr. Er ist ein Soldat. Ein Soldat im Zweiten Weltkrieg, dem „sein Leben in der Gefangenschaft entglitt“. Musikalisch werden sie begleitet von Sasan Azodi (Gitarre) und Uwe Böttcher (Kontrabass und Geige). Wir hören seine Geschichte, sehen ihn bibbernd im Schützengraben.
Persönliches Schicksal, das zum Schicksal anderer wird. Während im Hintergrund Videoprojektionen und Illustrationen von Loni Liebermann eingeblendet werden, macht sich der Soldat auf den Weg, trifft Menschen, die den vermutlich von ihm Erschossenen kannten. Schwerer Stoff, der von teils bedrohlicher Musik und Video begleitet wird. Eine Stunde dauert die Auseinandersetzung mit dem Richtigen und Falschen. Harter Tobak, leicht inszeniert. Das Premierenpublikum war begeistert und genoss vor der sommerlich lauen Kulisse des Tuchwerks die Premierenfeier im Innenhof bei Häppchen und Wein. Für den Juni plant das Theater K noch ein paar Zusatzvorstellungen. Infos dazu gibt es auf der Homepage. \⇥kira wirtz
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