Der Soul ist da!
Das Grenzlandtheater hat für sein Musical eine außergewöhnliche Spielstätte gewählt. An der Eissporthalle steht, keine 15 Busminuten von der Elisengalerie entfernt, ein großes blau-gelbes Zirkuszelt. Dort gibt es jetzt vier Wochen lang der Soul-Musik. Intendant Ingmar Otto hatte sich zur Premiere gar in Zirkusmontur geworfen, begrüßte persönlich und gab nach einer kurzen Einführung die Bühne frei für Band und Darsteller. Ein mutiges Unterfangen für das Ensemble. Es wird nämlich nicht einfach der Film nachgespielt, sondern die Geschichte dahinter um das bewegte Leben der beiden Komiker John Belushi und Dan Aykroyd, die die Blues Brothers mit dem markanten Outfit - schwarzer Anzug, schwarzer Hut, schwarze Sonnenbrille - ins Leben gerufen haben. Der Film „Blues Brothers“ von John Landis stammt aus dem Jahr 1980 und obwohl er absoluten Kultstatus genießt, läuft er nicht häufig im TV. Und genau deshalb ist „Blues Brothers“ in der Version des Grenzlandtheaters eine Bereicherung für Aachen: Selbst, wer den Film nicht kannte, an der ein oder anderen Stelle der Handlung nicht folgen konnte, war hin und weg von Location, Band, Gesang und Spielfreude ohne Ende. Neben den beiden Hauptdarstellern Stephan Weigelin (bekannt aus dem Grenzlandtheaterstück „Die Wahrheiten“) als Dan Aykroyd aka Elwood Blues und Franz Josef Strohmeier als John Belushi aka Jake Blues überzeugen auch Georgia Reh (ihre Aretha-Franklin-Version von „Think“ ist großartig) und Lukas Löw in all seinen Rollen von Steven Spielburg bis zum betrunkenen Rocker. Unterstützung bekommen sie auf der zu jeder Richtung offenen Bühne von vier Tänzerinnen, die das Publikum immer wieder zum Mitklatschen und Mitwippen animierten. Die Band unter der Leitung von Stephan Ohm fügte sich wie selbstverständlich in das Stück ein. Wo soll ich weitermachen mit dem Lob? Vielleicht bei den Kostümen: Alles schwarz-weiß, wie es sich auch für das Outfit der wahren Blues-Brothers gehört. Oder mit den wichtigen Zitaten aus dem Film oder der entsprechenden Zeitgeschichte. Immer wieder muss man Lachen, dann kurz nachdenken, ob das eine Anspielung, Wahrheit oder Witz war. Clever gemacht von Ingmar Otto, der Regie führte. Und für alle die, die sich jetzt denken: „Ich habe den Film aber nicht gesehen“, das ist kein Problem. Nicht nur einmal sind sich die Blues Brothers einig: „Schöne Ladys, ein fetter Sound. Mehr braucht man nicht. Die Handlung wird überbewertet.“ Aber: Eine Handlung gibt es und sie ist gut. Ein Blick hinter die Kulissen eines Kultfilms, die Entstehungsgeschichten zweier Superstars, die viele weitere Superstars kennenlernen. Das ist nett, aber das wirkliche Highlight ist die Einbindung der Musik und des Gesangs. Das hat Soul, das macht Spaß, davon will man mehr, selbst wenn man gerade nicht weiß, warum welcher Song läuft. Hauptsache er läuft. Von „Jailhouse Rock“ vom King himself bis zum „Soulman“ wird kein Klassiker ausgelassen. Die schwarze Sonnenbrille vor Augen, den Blues im Blut, den Soul in der Hüfte und das Publikum in der Hand: das sind die „Blues Brothers“ im Theaterzelt. kw
bis 7.6.
„Blues Brothers“
20 Uhr, Theaterzelt an der 100,5 Arena
www.grenzlandtheater.de
Homepage Grenzlandtheater Aachen
WEITEREMPFEHLEN