Ein Blick auf die Uhr. Nach elf Minuten Laufzeit gibt es den ersten Szenenapplaus. Ohne, dass vorher eine Gesangseinlage diesen eingefordert hatte. Es ist ein Applaus, der sich bei der Premiere durchzieht. Für eine lustige Kostümierung, eine wahre Gesichtsakrobatik und gelungenen Slapstick. Aber von Anfang: Das Grenzlandtheater Aachen zeigt unter der Regie von Werner Bauer das Schauspiel mit Musik „Die Comedian Harmonists“. Eine Biografie über ein international bekanntes Berliner Vokalensemble der Jahre 1928 bis 1935. Es ist ein Stück mit Musik und einer bewegenden Geschichte. Und eine emotionale Inszenierung, die den Zuschauer von Beginn anpackt und auch dank der Darsteller in die Geschichte zieht.
Bauers Regie verwebt populäre Lieder wie „Veronika, der Lenz ist da“ oder „Mein kleiner grüner Kaktus“ gekonnt mit den persönlichen Geschichten der Sänger. Dafür braucht es kein großes Bühnenbild (Marlen von Heydenaber), Spielende und Licht fügen sich ganz wunderbar zusammen, auch dadurch, dass das Bühnenbild zwar hintergründig, aber wandelbar aufgebaut ist. Kai Rudats Kostüme, die von schlichten Hemden bis zu glänzenden Fracks reichen, unterstreichen den Wandel der Figuren.
Das Ensemble – Lukas Benjamin Engel, Magnus Pflüger, Sebastian Hammer, Robert Flanze, Johannes Breitsamter und Felix Krupa-Koltun – bringt die Geschichte der Comedian Harmonists authentisch und mitreißend auf die Bühne. Jeder Darsteller verleiht seinem Charakter Tiefe und Emotion. Engel spielt Harry Frommermann, den Gründer der Gruppe, mit einer berührenden Mischung aus Hoffnung und Verzweiflung, ist immer voll in seiner Rolle, man nimmt ihm den Klassenclown genauso ab wie den Musiknerd.
Werner Bauers Inszenierung ist reich an Ideen und berührt tief. Musikalische Höhepunkte und dramatische Wendungen wechseln sich ab, wobei die Akteure mit Witz und Tempo auch kleinere Rollen mit Leben füllen. Das Stück endet nach einem emotionalen Finale mit tosendem Applaus und mehreren Zugaben. kw
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