Musikalisch überzeugt die Aufführung auf ganzer Linie. Generalmusikdirektor Christopher Ward und das Sinfonieorchester Aachen präsentieren eine frische, dynamische Interpretation von Mozarts Partitur.
Die Solisten beeindrucken mit herausragenden Leistungen. Kira WirtzDie Zauberflöte als Familienstück – eine mutige Entscheidung des Theater Aachen, die sowohl Opernneulinge als auch erfahrene Zuschauer in den Bann ziehen soll. Mit einer Inszenierung, die märchenhafte Elemente und moderne Interpretation vereint, hat Regisseurin Geertje Boeden Mozarts Meisterwerk anlässlich des 200-jährigen Jubiläums des Theaters neu zum Leben erweckt.
Die Bühne, gestaltet vom Aachener Künstler Tim Berresheim, beeindruckt mit opulenten und fantasievollen Bildern. Inspiriert von den Bühnenbildentwürfen Karl Friedrich Schinkels, bringt Berresheim mit digitalen Animationen und detailreichen Kulissen eine Kombination von Klassizismus und Moderne auf die Bühne. Besonders beeindruckend sind der Sternenhimmel bei der Arie der Königin der Nacht und die imposanten Tempelanlagen, die an antike Stätten wie die Akropolis erinnern. Eine originelle Aachener Note liefert das Bahkauv, das als mythisches Fabelwesen plötzlich in der ägyptischen Nillandschaft auftaucht. Doch bei all der visuell beeindruckenden Vielfalt besteht die Gefahr, dass die eigentliche Symbolik der Oper in den Hintergrund tritt.
Die Kostüme von Sarah Antonia Rung unterstreichen die Gegensätze der Oper: Sarastro und seine Priester erscheinen in sonnengottähnlicher Pracht, während die Welt der Königin der Nacht düster und tiefseewesenartig daherkommt. Papageno und Papagena sorgen in ihren bunten Vogel-Outfits für heitere Momente. Ein Clou sind die Mischwesen wie die drei Knaben, die als hybride Kreaturen aus Frosch und Spinne gestaltet sind. Diese visuellen Details lassen das Stück lebendig werden und sprechen besonders das junge Publikum an.
Musikalisch überzeugt die Aufführung auf ganzer Linie. Generalmusikdirektor Christopher Ward und das Sinfonieorchester Aachen präsentieren eine frische, dynamische Interpretation von Mozarts Partitur. Die Solisten beeindrucken mit herausragenden Leistungen: Laia Vallés brilliert als Pamina mit gefühlvoller Stimme und verleiht ihrer Rolle eine starke, selbstbewusste Note. Alma Ruoqi Sun begeistert als Königin der Nacht ab Sekunde eins, in der sie von der Bühnendecke hinabschwebte, während Ángel Macias als Tamino mit weichem Tenor überzeugt. Jorge Ruvalcaba verleiht Papageno Charme und Humor, was besonders beim jungen Publikum gut ankommt. Gleiches gilt für Papagena (Evelyn Grünwald) gilt.
Die Mischung aus Humor, modernen Sprachelementen und klassischer Opernstruktur macht diese Zauberflöte zu einem unterhaltsamen Erlebnis. Doch mit einer Spieldauer von fast drei Stunden könnten gerade jüngere Kinder an ihre Grenzen stoßen. Dennoch gelingt es der Inszenierung, sowohl den komödiantischen als auch den tiefgründigen Aspekten der Oper gerecht zu werden. Ein Stück, das beweist, dass anspruchsvolle Oper und Familienunterhaltung kein Widerspruch sein müssen. /kw
„Die Zauberflöte“
Große Bühne, Theater Aachen
theateraachen.de
WEITEREMPFEHLEN