Im Oktober letzten Jahres wurde ein großer Aufruf des Theater Aachens gestartet. Es wurden Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren gesucht, die Interesse am Schauspiel haben. Der Aufruf war erfolgreich. Zusammen mit einem professionellen Team – Ana Valeria Gonzalez (Regie), Laura Wallrafen (Bühne) Dominique Muszynski (Kostüme) David Gerards (Video) und Vivica Bocks (Dramaturgie) – konnte das Ergebnis des Projekts überzeugen: Am 10. Februar feierte „ICH ist ein anderer“ Premiere am Mörgens Theater. Zwei weitere Aufführungen folgten.
Was passiert, wenn talentierte junge Menschen sich im Theater finden? Zur Premiere von „ICH ist ein anderer“, ließen die Darsteller tief in ihr Inneres blicken. Hier stießen verschiedene Persönlichkeiten aufeinander: unterschiedliche Größen, Nationalitäten, Wünsche und Träume fanden sich im Projekt zusammen. Doch eins stand während der gesamten Projektarbeit im Vordergrund: „Ich, Ich, Ich!“. So schrien es die jungen Schauspieler dem Publikum auch direkt zu Beginn der Premiere entgegen. Mit ihren Schicksalen allein und doch auf der Bühne zusammen. Alle auf der Suche nach der eigenen Identität.
Welcher Jugendliche kann nicht von sich behaupten, sich selbst finden zu müssen? Doch dann auch noch seine Gefühlswelt einer fremden Menschenmenge zu offenbaren, ist nochmal eine ganz andere Sache. Die Darsteller Asil Alghanem, Mugtada Alzuabidi, Vivien-Shayenne Eidinger, Henndry Frias, Maike Gentges, Amon Gier, Claudia Gyasi, Nick Lamers, Katrin Schiffgens, Maja Stefan und Rodi Suleiman holten mit ihren persönlichen Geschichten die Zuschauer ab – und das im wörtlichen Sinne.
Sobald das Publikum Platz genommen hatte, traten die in schwarz und weiß gekleideten jungen Schaupieler mit ihren eigens kreierten Tiermasken an den Theatergast ran. „Bitte folgen sie mir“, so der Aufruf der Jugendlichen. Sie führten die Gäste in Gruppen zu verschiedenen Räumlichkeiten des Theaters – zum Beispiel ins Café oder Foyer – wo sie inne hielten und ihre Geschichten preisgaben.
Mugtada Alzuabidi erzählte vom Schrecken, der ihm auf der Flucht von seiner Heimat nach Deutschland widerfahren ist und von seinem sehnlichen Wunsch, einmal KFZ-Mechaniker zu werden. Eine authentische und bewegende Darbietung, sodass die kleine Lesehilfe am Bühnenrand nicht ins Gewicht fiel.
Die Zusammenarbeit von Amon Gier und Henndry Frias überzeugte. Frias schrieb einen Monolog, der zur Premiere von Amon Gier vorgetragen wurde. Es offenbarte sich die Geschichte Henndry Frias, der, um in Deutschland leben zu können, Familie und Freunde in seiner karibischen Heimat zurücklassen musste. Einfühlsam schildert Frias, wie er sich auch vom sommerlichen Wetter der Karibik loslösen musste, das ihn in seiner Persönlichkeit prägte.
Im Rahmen von „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ förderte das Programm „Zur Bühne“ des Deutschen Bühnenvereins das Theaterprojekt „ICH ist ein anderer“ am Theater Aachen.
Durch die Anleitung von Regisseurin Ana Valeria Gonzalez, Produktionsleiterin Katrin Eickholt und Dramaturgin Vivica Bocks entstand ein Theaterstück, das das Talent junger Menschen zum Ausdruck bringt. Die Jugendliche wirkten persönlich am assoziativen Bühnenbild, den Kostümen, Text und der Inszenierung mit und schafften ein großartiges und identitätsstiftendes Theaterstück. \ vb
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